This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non- commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at http : //books . google . com/|
Digitized by
Google
-^Äpoc^ im ^i
V
-i^^.
ä^(\(\ E.\\z^«.
i/ibrars of ti|e IBibinitg Sd)ool.
Soxislit vrith. money
TSK S001B3TY
TBCBXiL.O&lCAX. KUTTOATIOK.
^
Beceived 6^ (J\ff^^ > 189 g^
oogle
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Die hebräische
Elias-Apokalypse.
und
ihre StelluDg in der apokalyptischen Litteratnr
des rabbinischen Schrifttums and der Kirche.
I. Hälfte.
Kritische Ausgabe mit Erläuterungen,
sprachlichen Untersuchungen, und einer Einleitung,
nebst Übersetzung
und Untersuchung der Abfassungszeit
von
Moses gnttenwieser
Dr. phil.
Leipzig.
Verlag von Eduard Pfeiffer.
1897.
Digitized by
Google
MR 5 IwDü
Digitized by
Google
Meinem Vater.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung 1
I. Die Überlieferang des Sefer Elia und des Pereq oder
Sefer Maschiach 8
II. Text 14
III. Weitere grammatische Anmerkungen zum Originaltext
1. Bemerkungen zur Orthographie 27
2. Pluralendung des Nomen und der Pronominalsuffix . . 28
3. Gebrauch des Artikels 28
4. Congruenz der Satzteile 33
IV. Die Bibelcitate unseres Denkmals 35
V. Die Namen der Ortschaften, die in den Kämpfen der
Endzeit werden zerstört werden 40
VI. Die Personennamen der Elias-Apokalypse 53
VII. Der Messiasname 54
VIII. Der Gebrauch von q)i in dem Denkmal 59
IX. Obersetzung 61
X. Der historische Hintergrund und die Entstehungs-
zeit des Sefer Elia 69
Anhang 80
Digitized by
Google
Druckfehler-Berichtigungen.
Seite 6 Zeile 7 v. u. lies „anderseits**.
„ 10 „ 7 setze hinter „84a" ein , statt des .
„ 10 An m. * Zeile 7 streiche hinter „antaste" den .
„ 15 Zeile 2 lies ^'^^^ ohne . des \^.
„ 16 n 1 V. u. ist bei dem Worte t^nj?') der Strich des •) abge-
spmngen.
„ 17 „ 5 ist das Abbreviaturzeichen hinter 2 des Wortes '33 ab-
gesprungen.
„ 19 Anm. 3 Zeile 2 ist bei dem Worte ]^1^ri1C der Strich des j abge-
sprungen.
„ 20 Zeile 3 lies Q'^UH statt c^'tO^
„ 20 „ 6 ist bei dem Worte ^2^ das ^ abgesprungen.
„ 22 Anm. 8 lies „in** statt „im".
„ 27 Zeile 1 v. u. lies ^iniln niit t des •].
„ 32 Zeile 14 v. u. lies piTD statt ^HTD-
Vom *p ist öfters der obere Vertical-Strich abgesprungen.
Digitized by
Google
Verzeichnis der benutzten Ausgaben
von rabb. Schriften.
Babylontscher Talmud. Wien 1806.
Jerusalemischer Talmud, Dessau 1732. Krotoschin 1866.
Pesiqta di Bäb Kahana. Ausg. von S. Buber. Lyck 1868.
Pesiqta Bäbbatu Ausg. von M. Friedmann. Wien 1880.
Mtdrasch Bahha, Sulzbach 1764.
Jälqut Schim'onl Frankfurt a. M. 1687.
Mtdrasch ToMchuma, Ausg. von S. Buber. Wilna 1885.
Mtdrasch Leqach Tob (Pesiqta Zutarta), Ausg. von S. Buber.
Wilna 1884.
Pirqß dl Babbi Elieser, Wilna 1838. Warschau 1852.
Tosephla. Ausg. von Zuckermandel. Pasewalk 1881.
Mtdrasch MischU, Ausg. von S. Buber. Wilna 1893.
Bei ha - Mtdrasch , ed. Ad. Jellinek, Band I — VI. Leipzig-
Wien 1853—77.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitiingf.
Seitdem vor einem Decennium Ebebh. Yischeb'*') u. G.
J. "Wetland**) mit ihren scharfsinnigen Lösungsversuchen
des apokalyptischen Problems hervortraten, ist die Kritik der
Entstehnung der Apokalypse Johannis in ein neues Stadium
eingetreten.
Anknüpfend und, wie wohl anzunehmen ist, in An-
regung durch die einige Jahre zuvor von Weizsäokeb ***) u.
YöLTEB t) aufgestellte Ansicht, dass die Apokalypse kein
einheitliches Werk sei, sondern aus verschiedenen Stücken
mannigfaltiger Herkunft zusammengesetzt sei, hatten Vischer
und Weyland fast gleichzeitig und unabhängig von einander
die Hypothese aufgestellt, dass die Apokalypse Johannis
überhaupt keine christliche Offenbarungsschrift sei, sondern
ein Werk jüdischen Ursprungs, das uns in christlicher Be-
arbeitung vorliege. Nur darin wichen beide von einander
ab, dass während Vischer nur eine, von einem Christen ins
Griechische übersetzte und mit Zusätzen versehene hebräische
Grundschrift annahm, bei Weyland als weiteres, überaus
♦) Die Offenbarung Johannis. Eine jüdische Apokalypse in christ-
licher Bearbeitung. Mit einem Nachwort von A. Hamack — (Texte und
Untei'suchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur herausgegeben
von 0. V. Gebhardt u. A. Hamack, 11, 3. Leipzig 1886).
**) Compilatie en Omwerkingshypothesen togepast op de Apoccdypse
van Johannes, (Theologische Studien, Utrecht 1886, IV.)
*♦*) Theologische Literaturzeitung ^ Jahrg. 1882 ^ No. 4. Sp. 78 f. und
Das apostolische Zeitalter der christl. Kirche. Frei bürg 1886; '1892 p.
486—492.
+) Die Entstehung der Apokalypse, Ein Beitrag zur Geschichte
des Urchristentums. Freiburg und Tübingen 1882; »1885.
Bottenwieser, Elias Apokalypse I. 1
Digitized by
Google
— 2 —
beachtenswertes Moment die Meinung hinzukam, der christ-
liche Redactor habe nicht eine, sondern zwei, von einander
unabhängige jüdische Quellen benutzt und mit eigenem
Rahmen umgeben.
Diese Hypothese von Weyland und Vischer können
wir als epochemachend nicht nur für die Kritik der Johanne-
ischen Apokalypse, sondern für die apokalyptische Forschung
überhaupt bezeichnen.
Eine umfangreiche Litteratur ist es, die im Anschlüsse
an die Schriften beider seitdem entstanden ist. Mit Recht
sagt H. HoLTZMANN im Hinblick auf sie : *) «Wir blicken
auf eine kurze, aber ungemein interessante und inhaltreiche
Episode der biblischen Kritik zurück".
Einerseits traten selbständige Fortbildungen der An-
nahme einer jüdischen Quelle der Apokalypse auf; anderer-
seits wurden ganz neue Wege für die apokalyptische For-
schung eingeschlagen und die Forderung nach einer „ganz
neuen Methode der Forschung" aufgestellt, die die Lösung
des apokalyptischen Problems besser fördern sollte, als es
mit den bisherigen Mitteln und Methoden möglich war.
Von ersteren möchte ich für meine Zwecke nur noch der
Ansicht von A. Sabatieb **) und dessen Schüler G. Schoen***)
Erwähnung thun. Sie kehren die Hypothese Vischers um
und behaupten, die Apokalypse ist christlichen Ursprungs;
aber in den ursprünglichen Plan sind durch den christlichen
Verfasser Stücke jüdischen Ursprungs eingeschoben f).
Was die neuen Bahnen anbelangt, in welche diese mit
*) Die Controverse über Einlieitlichkeit und QueUenverhattnisse der
Apocalypse. (Jahrbb. für protestantische Theologie. Jhrg. 1891 p. 544).
**) Le FrohUme des origines litteraires et de la composition de V Apo-
kalypse de Saint- Jean. (Revae de theologie et de philosophie, 1887 p.
553^587).
***) L'origine de V Apokalypse de Saint-Jean. Paris 1887.
t) Vgl. Theol. Litztg. 1888, No. 6, Sp. 135 ff. Eine ziemlich voll-
ständige Zusammenstellung all der verschiedenen Lösungsversnche nebst
einer kritischen Prüfung derselben gibt Chr. Rauch., Die Offenbarung des Jo-
annes, wntersucht nach ihrer Zusammensetzung und der Zeit ihr&i Entstehung
(von derTeyler'schen Theolog. Gesellschaft gekrönte Preisschr.), Haarlem 1894.
Digitized by
Google
Vischer und Weyland beginnende Bewegung die Forscliung
schliesslich drängte, so ist hier auf die neueste von H.
GuNKEL aufgestellte Hypothese *) und deren Fortbildung
durch WiLH. BoussET**) hinzuweisen.
Beide verwarfen die heute herrschende litterarkritische
Forschung, und während Gunkel der Methode der zeitge-
schichtlichen Erklärung den völligen Bankerott ankündigte,
bezeichnete sie Bousset als unzulänglich^ und beide setzten
die traditionsgeschichtliche Erklärung an ihre Stelle.***)
An Stelle der seit Vischer und Weyland üblichen
Frage, ob das betreffende Stück von einem christlichen oder
jüdischen Verfasser herrühre, führten sie die traditionsge-
schichtliche Kette der eschatologischen Litteratur überhaupt
bis in die altbabylonische Mythologie zurück. In einem zu
diesem Zwecke erst construirten altbabylonischen Ghaos-
mythos und der Uebertragung desselben auf die Endzeit,
oder mit andern Worten der eschatologischen Wendung des-
selben sieht Gunkel nicht nur den Schlüssel zur Lösung
des apokalyptischen Problems, sondern auch die Erklärung
für die Entstehung der Eschatologie des Judentums wie
Christentums überhaupt f).
Bousset gelangt zu gleichem Resultate auf anderem Wege.
„Im Unterschied von Gunkel sucht er seinen traditionellen
Stoff nicht direkt in der altbabylonischen Mythologie, son-
dern zunächst in der eschatologischen Litteratur bis ins
späte Mittelalter herab. Erst rückwärts erschliesst er von
hier aus eine von der neutestamentlischen Apokalypse stark
abweichende, vor oder zur Zeit des N. T.'s entstandene ,alte
Apokalypse vom Antichrist' (p. 42, 103, 163 u. ö.), und erst
*) Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit. Eine religions-
geschichtliche Untersuchung über Gen. 1 u. Ap. Joh, 12. Göttingen 1895.
**) Der Antichnst in der Überlieferung des Judentums, des neuen
Testaments und der alten Kirche. Ein Beitrag zur Auslegung der Apo-
kalypse. Göttingen 1895.
**♦) Gunkel a. a. 0. p. 194. 202-210 und 233 f.
BüüssET a. a. 0. p. 2—6.
t) S. Gunkel a. a. 0. p. 357 f. 367—398 u ö.
1*
Digitized by
Google
^ 4 —
hierin sucht er die Hauptzüge aus babylonischer Mytholo-
gie zu erklären^; und durch diesen Weg einen bessern Schlüssel
zum Verständnis der Apokalypse zu gewinnen.*)
Aber all diese mannigfaltig sich durchkreuzenden Lö-
sungsversuche haben ein befriedigendes, positives Resultat
nicht zu ergeben vermocht. Noch immer tappen wir bezüg-
lich der Herkunft und Entstehungsverhältnisse der Apoka-
lypse im Dunkeln.**) Und so besteht denn noch heute zu
Recht, was Pflkidekek 1887 in Bezug auf die Lösungsversuche
von Vischer und Weyland schrieb: „Gelöst ist damit
freilich das apokalyptische Problem noch lange
nicht, vielmehr könnte man fast sagen, es ist erst
jetzt der Weg gezeigt, auf welchem die wissen-
schaftliche Forschung mit Erfolg zu arbeiten
haben wird. Zu voller Sicherheit wird man es zwar
nie bringen, aber doch ist die Hoffnung nicht zu
kühn, dass durch die gemeinsame Arbeit unbe-
fangener Forscher mehr Licht in das Dunkel
der Entstehungsverhältnisse dieses rätselhaften
Buches kommen werde."***)
In diesem Sinne und zu diesem Zwecke wurde
auch die vorliegende Untersuchung unternommen.
Angeregt durch das, was Haknack in seinem Nachwortf)
zu Vischers Schrift schreibt: „Es wäre eine dankenswerte
Au%abe eine Reihe der altchristlichen Schriftstücke . . .
unter dem Gesichtspunkte zu untersuchen, was in ihnen von
einem nichtchristlichen Juden der Diaspora verfasst sein
könnte, und was nur ein Christ schreiben könnte", hatte ich
die eschatologische Litteratur der alten Kirche und die des
spätem, rabbinischen Judentums miteinander verglichen. Da-
bei fand ich, dass nicht nur zwischen der Apokalypse Jo-
hannis und der Eschatologie des Talmud und Midrasch viel-
♦) S. Uter. Centrhl 1895, No. 43, Sp. 1546 u. Bousskt, a. a. 0.
p. 8 u. 122 ff.
♦♦) 8. Rauch a. a. 0. p. 143. Liter. CmtrJhl a. a. 0.
♦**) D(i8 Urchristentum, seine Schriften und Lehren. Berlin 1887.
t) a. a. 0. p. 137.
Digitized by
Google
faclie Übereinstimmungen und weitgehende Beziehungen vor-
handen sind, sondern dass auch bezüglich der übrigen apo-
kalyptischen Litteratur des Christentums ein gleiches Ver-
hältnis sich ergibt.
Ich dachte daher zuerst, ob es nicht von Interesse
wäre, eine Darstellung der zwischen der apokalyptischen
Litteratur des Christentums und der des rabbinischen Juden-
tums vorhandenen Übereinstimmungen und Beziehungen zu
geben, und auf Grund dieser zu untersuchen, inwieweit sich
ein litterarischer Zusammenhang zwischen beiden feststellen
liesse, und welches Verhältnis sich für denselben ergäbe.*)
Ich musste mir jedoch sagen, so interessant auch eine der-
artige Darstellung sein würde, für die wissenschaftliche
Forschung wäre damit sehr wenig gethan, solange wir noch
über Entstehung und Alter der in einer über ein Jahrtausend
umfassenden Litteratur zerstreuten Stoffe der späteren jü-
dischen Apokalyptik so völlig im Dunkeln tappen, und dass
daher, um eine derartige Studie von Wert und Bedeutung
für die Wissenschaft zu ermöglichen, als Vorarbeit eine
Untersuchung über das Alter und die Entstehungsverhält-
nisse des in Frage kommenden Stoffes nötig wäre; oder rich-
tiger gesagt: dass zunächst untersucht werden müsste, was
sich in dieser Beziehung bei dieser bunten, weitverzweigten
Litteratur überhaupt feststellen liesse, die über ein Jahr-
tausend in ununterbrochenem, lebendigem Fluss sich befand,
und den alten, überkommenen Stoff immer wieder neu um-
formte und umgoss und durch neue Züge erweiterte, um die
ursprünglich für in der Vergangenheit liegende Zeiten ge-
*) Auch dieser' Frage suchte inzwischen Boussrt in seiner ob. ci-
tirten Schrift näher zu treten; vgl. p. Ö6f. 64—71, 86 ff. 102, 107, 112,
122 f., 128 f., 137, 139, 141 ff., 149-154, 1Ö5, 158 f., 163 ff., 167, 168 und
170 ff. derselben. Jedoch wäre bei aller Reichhaltigkeit des von Bousset
in seiner Untersuchung verwerteten Materials eine erneute Aufnahme dieser
Frage noch immer nicht ganz überflüssig; denn, wie Bousset selbst her-
vorhebt, wollte er keine erschöpfende Darstellung derselben geben; auch
bedürfen Boussets Anschauungen in dieser Beziehung und die Resultate, zu
denen er gelangt, in manchen Punkten der Correctur.
Digitized by
Google
schriebenen Weissagungen den veränderten Verhältnissen der
jeweiligen Gegenwart anzupassen.
Des weitern ist zu bemerken, dass Hand in Hand mit
dieser Untersuchung eine kritische Feststellung des Textes
zu gehen hat-, denn in dieser Beziehung liegt gerade auf dem
Gebiete dieser Litteratur noch vieles so in Argem, dass
ohne diese Vorarbeit zuverlässige Urteile und entscheidende
Schlüsse überhaupt nicht zu ziehen sind.
Bei der Prüfung und Sichtung der Stoffe aus der
talmudischen und Midrasch-Litteratur zu diesem Zwecke er-
schien mir das von A. Jellinek herausgegebene Sefer Elia*)
als überaus geeignet, um bei ihm mit einer derartigen Unter*
suchung einzusetzen. Denn diese Apokalypse hebt sich vor-
teilhaft von den sonstigen eschatologischen Darstellungen der
Midrasch-Litteratur ab. Während diesen eine gewisse Con-
formität des Inhalts anhaftet, durch die es erschwert wird,
sichere Anhaltspunkte für die Datierung derselben zu ge-
winnen, zeichnet sich das Sefer Elia durch ein ganz eigen-
artiges Gepräge aus. Gewisse Züge der eschatologischen
Vorstellung, die in den übrigen Apokalypsen stetig wieder-
kehren, und woraus wir ersehen, dass sie feststehende
Tradition geworden waren, und die Bedeutung allgemein-
gültiger Glaubenssätze erlangt hatten, fehlen dieser Apo-
kalypse ganz. Dafür weist sie andererseits Züge auf, denen
wir sonst in dieser Litteratur nicht wieder begegnen**).
Dieser Charakter des Sefer Elia Hess es mir als kaum
denkbar erscheinen, dass dasselbe so jungen Datums sein
könnte, wie Jellinek, der das gaonäische Zeitalter***) als
dessen Entstehungszeit bezeichnet, annahm f), dessen Ansicht
Dillmann acceptirte f f). Vielmehr schien mir dieser dafür
*) Bet ha-Midrasch III p. 65—68.
**) Ich verweise hier nur andeutungsweise auf diese Eigentümlichkeiten;
eingehender werden wir uns später mit ihnen zu beschäftigen haben.
♦**) An und für sich ist diese Zeitbestimmung eine sehr vage; da die
gaonäische Epoche einen Zeitraum von 4 Jahrhunderten umfasst.
t) a. a. 0. p. XVIII.
ff) Art. „Fseudepigraphen des Ä. T.'s" in Herzogs-Plitt Real-Encyklo-
pädie^ XIL p. 359.
Digitized by
Google
~ 7 —
zu sprechen, dass, wenn diese Apokalypse in der Fassung,
in der sie uns vorliegt, auch einer jüngeren Zeit angehören
mag, ihr Inhalt und Sagenstoff unbedingt in einer viel älteren
Zeit als das gaonäische Zeitalter entstanden sein muss.
So entschloss ich mich zu vorliegender Untersuchung*).
Dieselbe dürfte auch insofern als geeigneter Ausgangs-
punkt betrachtet werden, als durch sie der Nachweis er-
bracht werden soll, dass bei aller Berechtigung des von
Gunkel und Bousset betonten traditionsgeschichtlichen
Moments und dem anstreitbaren Verdienst, das sich beide
daher durch Hervorhebung desselben erworben haben, das
zeitgeschichtliche Moment jedoch stets die Grund-
lage jeder apokalyptischen Untersuchung zu bil-
denhabe, und dass dasselbe niemals vernachläs-
sigt werden darf, wenn wir bei der apokalyptischen
Forschung nicht auf schwankenden Boden geraten
wollen; ja dass, wie Smend mit Recht in Hinblick
auf die von Gunkel neu eingeführte Methode der traditions-
geschichtlichen Erklärung schrieb**), „selbst wenn in der
Apokalyptik so viele mythische Stoffe verarbeitet
wären, wie er (Gunkel) annimmt" — und fügen wir
hinzu „u. Bousset" — „das wahre Problem auf alle
Fälle das Zeitgeschichtliche bliebe."
Indem uns auf diese Weise diese Arbeit schliesslich Veran-
lassung bieten wird zu Boussets und Gunkels Untersuchungen
Stellung zu nehmen, darf vielleicht auch an sie die Erwar-
tung geknüpft werden, dass es gelingen möge, durch dieselbe
gleichfalls einen indirekten Beitrag zu der Arbeit zu liefern,
die im Sinne Pfleiderers ***) noch zu unternehmen ist, um die
Lösung des apokalyptischen Problems zu fördern.
*) Ich hatte meine Untersuchung in der Hauptsache schon beendet,
als ich zu meiner Freude bei Bousset a. a. 0. p. 57 bezüglich des Sefer
Elia bemerkt fand : „Es wären in dieser Schrift überhaupt einmal die vielen
älteren in sie verarbeiteten Bestandteile zu untersuchen."
**) Deutsche Lüteraturzeittmg Jahrg. 1895, No. 36. Sp. 804.
**^ 8. oben p. 4.
Digitized by
Google
I.
Die Überlieferung des Sefer Ella u. des Pereq
oder Sefer Hasehlacli.
Ich beginne meine Untersuchung mit einer nochmaligen
Edition des Sefer Elia unter Zugrundelegung der Münchener
Hd^. cod. hehr. No, 222. Denn diese Hds., die Jellinek bei
seiner Ausgabe nicht berücksichtigte, hat uns einen bessern
Text bewahrt als der Saloniker Druck von 1743, nach dem
Jellinek edirte. In letzterem ist der Text mehrfach verderbt,
einigemal bis zur Unverständlichkeit. In allen diesen Fällen
weist die Münch. Hds. die richtige, verständliche Lesart auf,
so dass eine nochmalige Edition dieser Apokalypse nach
dieser Hds. direkt erforderlich ist, bevor wir in eine inhalt-
liche Untersuchung derselben eintreten können*).
*) Bei dieser Gelegenheit möchte ich benierkeu, dass die von Jelli-
nek herausgegebenen Apokalypsen der Midraschlitteratur fast durchgehends
einer nochmaligen, kritischen Ausgabe auf Grund des handschriftlichen Ma-
terials bedürfen. Denn in gleicher Weise wie beim Sefer Elia überzeugte
ich mich bei den PirqS Maschiach, den NütKroth B. Schim'on b. Jochai
und den Othoth ha-MascMach durch einen Vergleich mit den Hdss., dass
der Text bei Jellinek hinter dem der Hdss. zurückbleibt. Um ein Beispiel
zu geben, möchte ich nur eine Stelle hervorheben. In Firqj^ Maschiach
hat Jellinek (B. h. M. III., p. 70, Z. 157.) den absolut sinnlosen Text:
die Münchener Hds. dagegen liest richtig n^üH^^ HD n^l^Ol^* D^l^l u. s. w.,
wo wir nur die kleine Emendation vorzunehmen haben, das ^ von n*r!in^^
zu streichen. Diese Lesart wird ausserdem gestützt duich eine Parallel-
steile, die zu diesem Texte vorhanden ist, und von der wir eine doppelte
Überlieferung, die eine in Pes. robb. c. 36. fol. 162a, die andere in Joilq,
Digitized by
Google
— 9 —
Der Münchener Codex ist eine Papierhandschrift aus
dem XV. Jahrhundert und besteht aus einer Sammlung
kleiner Haggadas u. dergl.*) Er trägt die Überschrift : DtC^D
Das Sefer Elia steht Fol. 65b, Z. IB bis fol. 68b, Z. 7.
Dieser Codex enthält auch die Pirqe Maschiach und Nisth'roth
B. Schim^on b. Jochai, die bei Jellinek direkt auf das Sefer Elia
folgen und mit ihm durch eine gemeinsame Auf- und Unter-
schrift äusserlich verbunden sind. Jedoch heissen erstere
im Münch, Cod. nicht ^^pHB sondern pHB — Singular —
n^'tt^Ö in der Aufschrift und H'^tt^Ö HBD in der Unter-
schrift.^) Auch sind diese drei Apokalypsen in der Mün-
chener Hds. weder durch eine gemeinsame Auf- und Unterschrift
mit einander verbunden, noch folgen sie überhaupt aufein-
ander; sie sind vielmehr durch andere Stücke, die zwischen
ihnen stehen, vollständig von einander getrennt.
rrtS^Ö pnS steht auf fol. 36b, Z. 15 bis fol. 46b, Z. 11.
^m^ p |i»ötr 'n"? i'^jatr ninnoan stehen auf foi. io7b,
Z. 9 bis fol. lila und sind weder mit einer Auf- noch Unter-
schrift versehen***).
Schim'oni II, §359. fol. 56b haben. Sie lautet: ']hü^ H^tt' pnT '1 "ICX
sagte : In dem Jahre, in welchem sich der Messias-König offenbart, werden
sich alle Könige der Heiden gegenseitig bekriegen."
*) S. M. Steinschneider. Die hebr, Hdss. der K, Hof- und Staats-
hibliotheh in München, München 1875. p. 77.
**) Auch in der Vorlage, auf die der Saloniker Druck zurückgebt,
scheint diese Apokalypse ursprünglich pl^tt^D plÖ geheissen zu haben, da
es „am Schlüsse" derselben noch im Saloniker Druck „heisst** p'hü
n^tt^D plD (8. Bet ha-Midr. III, XIX).
***) Ich musste diese Punkte ganz besondere hervorheben, weil
Jellinek (Bet ha-Midr, VI, XXIX) die Behauptung aufstellte, dass das den
Pirqe Maschiach „vorangebende" Sefer Elia ursprünglich zu den PirqS Ma-
schiach gehört habe und diesem die höchst auffällige Bemerkung hinzufügt:
„In der Münchener Handschrift 222 heisst das Ganze" (sclc. Sef. El. +
Pirq. Masch.) „wieder „Sefer Elija."" Übrigens zeigt auch die im Salon.
Druck bei den Pirqe Maschiach noch vorhandene Unterschrift, auf die ich
Digitized by
Google
— 10 —
Auch hat der Pereq Maschiach in der Müneh. Hds. den
Passus nriN DJ?B (wie die Münch. Hds. richtig liesst für "IHN
der Jellinek'schen Ausgabe) irr»^« tO bis nvni« D"22, womit bei
Jellinek die Firqe Maschiach beginnen (a a. 0. p. 68, Z» 6
bis Z. 4 V. unt.), überhaupt nicht. Er beginnt dort mit
r\"ypr\ o'»::^on "»d^d i^d ^i^* m^n: -i'»:nt>.*) Der Passus nnx Dys
steht in der Münch. Hds. fol. 83a, Z. 1 v. unt. bis fol. 84a.
Z. 2 und erscheint dort äusserlich als mittlerer Teil einer
den Titel ^riK CStS führenden und mit dem Bibelvers ir^y "»3
K*lin I^D^ nn^on beginnenden Aggada. Inhaltlich gehören
jedoch diese äusserlich mit einander verbundenen Stücke
nicht zusammen**). Vielmehr beginnt mit DIlN CpB eine neue
Aggada, die bis fol. 84 b. Z. 15 reicht. Diese^ Aggada han-
delt von dem Heilswerte der Tora, die vor der Schöpfung
der Welt ins Dasein getreten war, und deren Verwirklichung
Ziel und Zweck der letzteren sei. In diese Aggada fügt
sich der Passus nnx DVD, der auf das Verdienst hinweist,
welches sich Israel durch Annahme der Tora erworben habe,
und durch welches es am jüngsten Tage vor der ewigen Ver-
dammnis werde errettet werden, organisch ein. Als Anfang
des Pereq Maschiach dagegen wirkt er störend; der orga-
ob. schon hinwies, dass diese gemeinsame Auf- and Unterschrift des Salon.
Diiickes für die drei Stücke nicht ans dessen Vorlage stammt, sondern von
dem Veranstalter dieses oder eines früheren Druckes herrührt
*) Statt des Infin., der hier unmöglich ist, haben wir wohl, ent-
sprechend dem '10{<^, womit die folgenden Abschnitte beginnen, i^?!^ 1. PL
„wir wollen verkünden" zu lesen. Denn da im Talmudischen l und n als Präfix
der 3. Pers. ohne Unterschied miteinander wechseln und als gleichwertig gelten
(S. NöldeJce. Mand, Gram. § 166 p. 215 unt.), so ist es nicht auffällig,
dass ein gedankenloser Abschreiber auch einmal das unveränderliche n der
1. PI. antastete, und dafür l setzte. — Ähnliche Schreibfehler finden sich
auch im Mandäischen (s. Nöldeee. ibd. p. 216). Ein anderer, der das 2 als
Präfix der 3. Pers. überhaupt nicht mehr verstand, verschlimmbesserte dann
die Form ^^^ weiter zur Infinitivform l^^in^»
♦*) Das mit nn^DD IDV ^2 beginnende Stück ist von 8. Tausiq in der
von ihm unter dem Titel m^tl? 1*113 veranstalteten Sammel- Ausgabe ver sehte-
äener Aggada aus Hdss, der Münch. Bibl. (München 1872) p. 76 edirt.
Digitized by
Google
— 11 -
nische Aufbau, den der Pereq Maschiach ohne denselben
hat, wird durch ihn vernichtet*).
*) Auch dieses ist ein weiterer Beweis für das, was wir schon her-
vorgehoben haben, dass die Verbindung und Aufeinanderfolge, in der diese
Stüclte im Saloniker Druck erscheinen, nicht ursprünglich in der Vorlage,
anf die derselbe zurückgeht, sei es nun der mittelbaren oder unmittelbaren,
vorhanden gewesen sein kann, sondern aus der Hand dessen herrührt, der
diese einst un zusammenhängende Stücke aneinander reihte.
Es ist übrigens auch leicht möglich, dass das Stück nnx DVD von
einem Sammler ursprünglich nur aus dem Grunde an diese Stelle gesetzt
wurde, weil auch in ihm, wie in dem vorangehenden Sefer Elia^ Elia es
ist, der die Zukunftsenthüliungen gibt, und dass also ursprünglich eine
Verbindung dieses Stückes mit dem Pereq Maschiach nicht vorhanden
war, und diese erst durch einen späteren Redactor verschuldet wurde.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
n.
Text
Digitized by
Google
Indem ich nun zur Textausgabe schreite, bemerke ich,
»lass ich als Text den der Hds. gebe und in den Noten
sämmtliche Varianten der Jellinek'schen Ausgabe, die ich
mit J, bezeichne. Nur an den wenigen Stellen, wo in der
Hds. ersichtliche Textverderbnis oder eine Lücke vorliegt, bei
Jellinek hingegen der Text unversehrt ist, wird die Lesart
der Jellinek'schen Ausgabe in den Text aufgenommen und,
wo dies geht, in kritische Klammern gesetzt. Desgleichen
werden die häufigen Abkürzungen der Hds. bei den Formen
des Verbum ^dn ergänzt, und diese Ergänzung ebenfalls
in kritische Klammern gesetzt.
Digitized by
Google
n^nnnNonnnnn (2p>i DDir^i (i'^^l irT^K HÄD
(5nvn^ Tnyir pn yp ^didi x^cod N"»D:n in^^N^ (^^Knirn «di
nvn^ n^nyn ^rs'i nbü h^ iw3 hvd^d yanw p]id3 d^d^d nnnN2
nyiD niD: oipo du^ ^n^wni o^iyn am^ ^:D^^^m 'n nn ^^nwir:
-^D^^ini nn ^^hnu^: dii^ ♦ (^noir ü^yb rh^y nnD ^d i^ni ^^2
2w . c^n: d:^«i ni oy ni cnon^: d^ddid cr^ '•n''«ni D^iyn miD^
C^miiT: nirrs: ort' ^n*»«"!^ D^iyn anyo^ '':D'»^ni nn '•^nNtr:
nvn^ -i^nyn yp ^«d^d ^^ ncx tni ♦ r^wyc "»Eh nn« ^d (^iv^2
r^'»i ♦ iDi5^ n^Din nvnb Tnyn t^d ^b' vd^2 cn:^n nnnwD
ITV^X 'n ♦ ICtt' n-ltt^DH noIN (»^ND^D "1 ♦ M2Z' K^^Din [o]nDiN
'n ♦ )ü\r; \m)2 noiN xn^na (^op nnin^ 'n . loir xnott'nnnn noi«
») y] fehlt in J.
^ J j^;^^ mit Assimilation des radicalen Jod an den folgenden Zischlaut.
») Fehlt in J.
*) '-iir>n J.
') 'mb J.
•) In J verderbt zu n^tt^» welche Lesart keinen Sinn ergäbe.
J ni^nj ol^J^ö Vocalbuchstaben.
®) J fügt hinzu ^nü- Diese Lesart dürfte vielleicht gegenüber der der
Hds. als ursprünglicher Text zu betrachten sein; denn das Buch Henoch,
wo wir, wie ich später noch auseinanderzusetzen haben werde, die Quelle
für diese die' Einleitung unserer Apokalypse bildenden Visionen zu sehen
haben, hat in der Parallelstelle zu diesem Passus, c. 22. v. 11, gleichfalls
„in dieser grossen Pein."
®) J fälschlich ^fc^C^K^; ^^^^ <iiö Schreibung mit (^ findet sich von diesem
in Talmud und Midrasch häufig vorkommenden Namen sonst nirgends,
'^) 'I J.
Digitized by
Google
— 16 —
in« DT D>:ir iß'^r^ "^crh {^rh)y onratr pnnx i^d loic' (»«nosn
non^D C^niD^: ntrt^i^i . («min ibt; D^itt' dd (»ütriDi^ ny n?
nnsi^ p cD^DDi^ niHD i^d; it2 jnDo: oni o^n p in«np^ j^^ip
13 n«nir Ch'»nrni« vn^ (">i*?ki ♦ G^n p in«np^(» (siotr n>r:
niE)3i ♦ -i«D nni3: inoipi ♦ (^^p^-,^;, ^^^^y p ^ ni3nN v:q ^«^:i
px: üV hy DV2 13 IT nt>^ n^npi o^pn rpii&n (^3o^ni33 vbr\
Ö^D^3^ini (i*D^2i3pnD ni^TDH bi niyn tr^tt' cv3 i3 rin^ n^nr/
*) ^ni"» J.
") «nt£^3n J.
^) n^}P <^- ^^ ®s ^^^ ^^ 6ii^6 progressive Dauer handelt, so haben wir
hier in der Lesart von J vielleicht den ursprünglichen Text zu sehen.
^) In J verderbt zu jns^l&t^, welche Lesart keinen Sinn ergäbe.
*)In J defectiv geschrieben.
') J ^*113!l olJße Vocalbuchstaben.
8) Fehlt in J.
*) Hier haben wir wohl ein Beispiel der Auslassung des durch den
Inhalt des vorhergehenden oorrespondirenden Satzes ergänzt zu denken-
den n^iy ^^^ ^^^^ nachträglichen Ausfall desselben. Ähnliche Ellipsen
kommen im Syrischen öfters vor*).
'') I^W J.
*') vniniK J.
**) ninSÜ orgiebt hier absolut keinen Sinn und ist offenbare Verderbnis ;
da nun in den Parallelen, die in andern Apokalypsen zu dieser Beschrei-
bung des Widei*sachers (Antichrist) in der Endzeit vorliegen, auch die
Glatze unter den Malzeichen desselben genannt wird (so in der koptischen
Apokalypse des Sophonias**) und im Midrasch Wajoscha***)\ so ist wohl
sicher anzunehmen, dass als ursprünglicher Text nn3il oder auch das syr.
J<nin33 stand, und dass D^i^J? ]^3 hier, wie Deut. 14,1 die Bedeutung
„am Vorderkopfe" hat Die Textverderbnis nin3!l ist wohl blosser Schreib-
fehler, welcher durch die folgenden nri13!l u- G^ni3!l veranlasst wurde.
'') )>ni3: J.
") ]'»2i3pnD J-
") p^im J.
*) S. Nöldeke, Syrische Grammatik. § 332, p. 236 f. und § 382, p. 278.
**) S. Ludwig Stern, Die koptische Apokalypse des Sophonias (Zeit-
schrift für aegyptische Sprache und Altertumskunde, XXIV (1886), p. 125).
*♦♦) Bei ha-Midrasch I p. 56.
Digitized by
Google
— 17 —
p)^2 roD^Ni oin"» pü) nMz* (•^c^:'m'^ cra (^ppKoyi ^^^< c^pch
r.^5>n2 ^Niir^ ^D ncr vt^orD onit^vs . ynNi ü^ü^ ik^vti o^iyn
^ism 2nn iin [(ßci^nl (s^nwoi ü^cirsK' cn^ax ^:bS (^npwDi
]D^:2 C^ 22 . Din t>2Nn HDi HD [icNjiK' ^s^ D^iyn niDlND
iHNi ü'\r;:^ ü^m^ p]^^ ik^j? (^njcrr^s ^220 riNm^ n:ii^^n ni^:
HNin^ |VD2D -)n:2c^ OOri^'»^^' ni^: (^nir'n^ n''22 . n2%x^ iö cno
\mr\h n''22 . CM"co d^-^oi tt'\>< cnc^y onc r^in^i «i^^< f>2
^) In J ohne ^ copulativum; hier werdeu wir die Lesart von J wieder
als ursprüii^Iicben Text zu betrachten haben, da im Semitischen die Verba
der Bewegung emen folgenden Satz als Ziel der im ersten genannten Hand-
lung zu sich nehmen können, un<i die Verbindung zwischen beiden Sätzen
alsdann in der blossen Nel)enieihung «»esteht, entsprechend, wie das *^^2^ CID
des Bibel Verses zu Biginu unMr''> Denkmals*).
^; In J ohne Veid'«pprluiig des consonantischen ).
*) npj;T2i J-
*) M\X21 12^ J- Ba in unserm Denkmal der Ausdruck CVH ^n^J<2
Öfters voikunnnt und stets ohne vorhergehendes ver^-täi k^^ndeN ^2» **o hal«eu
WH auch hier als urspiünglnh. n Text ^^n- ^ri1j<2T anzunehmen und dürfen
diese Lesart trotz der Lücke, die in der Hds. nach \ ^{<2 verbeut, als aus-
reichend b«'Zf^ugr durch di«'seliie httruchteii
«. Fthlt lu d.-r llds.
') 2''2 J-
®) In J plene gcschri ben.
') nDT- J-
^®) In J ohne Verdoppelung des consonanti-schi-n i.
^*) Der erste Buchstabe i.-)t in der Hds. oben zusammengeflossen, so
dass nicht mit absoluter Sicherheit entschieden werden kann, ob die Hds.
ü od. \i^ las; jedoch scheint mu- die Form desselben mehr lür ja als für j^
zu sprechen.
*) Vgl. Karl Marti, Kurzgefasste Grammatik der hihi. aram. Sprache
(Berlin 1896), § 129, e, p. 121.
Biittenwiefer, Rlias Apokalypse I. 2
Digitized by
Google
— m —
. 'n '»s m'iü {^Sy pTn D^b (^^dj^id p^Ni uv n"D nD"iD2 Oc^pyw
nx rrci n^n-^Di c^d n^iy i^d p^:2 (^Gnirpa . "121 |V2i na ^mai
nr:n^D . t^inir^ i::d nont^ci nyji am ini«Di ^«"»jn HNnc' ppn
(?;"i'^'y nii^sDD u^:S\ü^^ NiDn itrj; D'»^ni . xi2n 1^ prrns
(^<Vtrnp t5Nn3vnnir.Gr»n iniN2i idk^ji^^i «2 n^irc ^i^«2 'dd . «iDn
') iipj;i2ii J.
^) iu J verderbt zu p^yi^, welche Lesart keinen Sinn ergäbe.
^) Nach ^y ^teht in der Hds. noch ein durch Punkte getilgtes ©.
*) In J ohne Verdoppelung des consonantischen i.
^) In J defectiv geschrieben.
^j In J ohne Verdoppelung des consonantischen \
***) Diese Zeitangabe ist überaus auffallig und beruht sicher auf Text-
verderbnis. Durch zwei Parallelstellen, die zu diesem Passus unserer
Apokalypse vorhanden sind, sind wir aber in den Stand gesetzt, den ur-
sprünglichen Text herzustellen. Von diesen findet sich die eine im ÄlpJui-
het'Midrasch des B. Äkihß (bei Jellinek, Bet ha-Midrasch III, p. 48), die
andere bei Lactantiüs, Instit. divin. VII, 19, 5 (in der Ausgabe von Brandt
Corp. Script, eccl. lat. XIX, Vindobonae 1890, p. 645). Sie lauten:
A.-M. '?«nir''^ n'^D'D X2ir jl^::! L . . . . ducem sanctae mili-
nir h^^-\2Ti ^ND^D yoV ]n-lV .. descmsurum et descendet
prriyi cnnx) '^trnp nr^n m^pii ^'""^ descmsurum, et descenaet
nij?i^ t^^l^)2 D^yi^n DJ? nz^n^D . comitantihus angelis in me-
IB^y yirn C^nini Dm* yrrn -ly dium terrae et antecedet mm
„Wenn der Messias Israel erscheint, /^^^^a tnextmgmbths et mrtus
werden mit ihm Michael und* angelorum tradet in manus
Gabriel, die Fürsten der (himmlischen) . , 1., j- -77
Ol, A A' T?- \ A TT- tustorum multitudtnem tUam
Schaaren und die Fürsten des Hei-
ligen und Herrlichen*) herabkommen quae montent circumsederit et
*) Diese Auffassung von D^"in5^1 Cl^llp ^^ll^l HINDli ^*ltt^ ergibt
sich aus der sonst in der rabbinischeu Litteratur vorliegenden Voratellung
über Michael und Gabriel^ worüber Weber, Jüdische Theologie auf Grund
Digitized by
Google
— 19 —
*22 . \tr^ ^ht< D^:n ü^yr^n ah^yn (Mo n^nic^oi •^tw? ny n'ipir
&<2 n^ro 10315^2 'D21 . l1^ptr^5 njn id^ -ly n^n: nppDK) n&5D ^nr
notr: (»pTmo &5t5'i pon ini&< (^^d pn^ntc^oi n^sn ^d^^^d omvi
tjy (*pni3: vn^ id nn^i . nmn p^5D n^sn [-iD«]:tr n:innnn
"inNi p&5n ^''i: ^d ^y p^^y Tn^^5 'n i:n:i [-ioN]:tr moTÄn t?D
ü'^iyn nlDl^5 p^ntr ivdi • v^dd ^itn p-ii: n^m [nDN]:tr D^pn':^
und den Kampf mit den Gottlosen concidetur ab hora tertia
von der dritten bis zur neunten . än
Stunde fuhren und neunzehntau- ^ x- /
sendmal Zehntausend von den Gott-
loattk unter den Heiden töten/'
Diese beicie» Parallelen berechtigen uns ohne weiteres zu der Annahme,
dass auch unser Denkmal ursprünglich ni^B^ K'^t^'D gelesen haben wird
und daher zu der Emendati(Mi \t;^\^t2 für: yt&TID«
*) J sinnlos nx«
*) J fälschlich ^33 ; denn durch das folgende plDt^O p*)^niD nSi ist
die Lesart der Hds. hinlänglich gesichert.
^) J l^"ini5? welche Lesart sich durch das folgende PIDK^J ^^s Ver-
derbnis aus dem ursprünglichen i>"^^niD der Hds. erweist
^) J p1D3 ohne Vocalbuchstaben.
des Talmud und verwandter Schriften^ (Leipzig 1897), p. 168 ff zu ver-
gleichen ist, wie aus Tobias 12, 15, wozu Kohut, Über die jüd. Angeologie
und Dämonologie in ihrer Abhängigkeit vorn Parsismu^ (Abhandlungen
f. d. Kunde des Morgenlandes, IV, 3, p. 3) zu vergleichen ist;
*) Die Beziehungen und Übereinstimmungen zwischen Lactantius und
unserem Denkmal sind nicht auf diese eine Stelle beschränkt; vielmehr be-
steht zwischen der ganzen eschatologischen Darstellung, wie sie Lactantius
in den Instit. divin. VII, 16—26 und im Epitome divin, Instit, c. 66f.
gibt, und dem Sefer Elia eine ganz überraschende Übereinstimmung. Diese
wird uns später noch eingehender zu beschäftigen haben. Auch auf das
Verhältnis der Parallelstelle aus dem Alphabet- Midrasch zum Sefer Elia
werden wir noch zurückkommen.
2*
Digitized by
Google
^ 20 -
DD^c nvD^D V2i^ p)iD2tr c^yirn cdS >in cSiyn nioi«^ n"2p''n
Dn&<i [-icN]:tr niTEi Dn:D p:ipto |^^&<i p^^5 (*bi ptrn pi p^n pi
D^jJDiN D^nctri («p^Dl^5 '?&5niy^i . 'idi i:nn (^dd^b^j; ^Nitr^ nn
iBD«^ (^ID iHNi VB:i{< ;di ii^Di :ii: nt^yc n"2p"n id -ihni . n:tr
DHD Dr6:i nt)iy n''Dp''m on^n^ (»D^rm^ (»ps^poi p^5n ^cy 'pd
'n X!n ["icN]:^^ cnüv r\ürhü (^^niriy imiys n'^pTii ^53 n^t^^oi
D^i^nno onn ovn in\x3 . Dip a^2 lon^n dvd cnn 0^1:13 cnS:i
*) J durch Verwechslung von 2 '"i* 3 fälschlich yt^p^-
*) Das ) copulativum fehlt in J; die asyndetische Verbindung scheint
mir aber weniger gut, und ich halte daher die Lesart der Hds. für ur-
sprünglich.
^) J DDB^yi wie im masoret. Text; die Schreibung der Hds. wird
aber wohl kaum als Textfehler erklärt werden dürfen, sondern als ursprüng-
liche Lesart zu beti-achten sein •, denn auch im Jalqut SchinConi zu Ez.
36, 8 findet sich die Schreibung dieses Wortes mit > und, was als viel ent-
scheidender in die "Wagschale fällt, auch im Codex Babylonicus PetropoU-
tanus, wo die Vocalisation des Wortes jedoch die gleiche ist, wie im ma-
soret Text*).
') "]3 fehlt in .7.
^) In J ohne i copulativum; aber, wie ob. bei ppl^iy, werden wir
auch hier in der blossen Nebenreihung von J den ursprünglichen Text zu
sehen haben.
®) In J mit vorgesetztem Objectzeichen: Q^t^^'l>>
'") In J mit 1 copulativum; die asyndetische Verbindung ist jedoch
besser und das Ursprüngliche.
♦) CoRNiLL scheint diese Abweichung des PetropoHtanus von dem
masoret. Text übersehen zu haben, da er sie in dem Verzeichnis der ab-
weichenden Lesarten des Cod. Petropolit., das er auf p. 8 seiner EzecJäel-
ausgäbe aufstellt, nicht mit aufführt. Diese dreifach bezeugte Schreibung
dieses Wortes scheint mir nicht unwichtig für die Entscheidung, ob die an
sich auffällige Punktation dieses Wortes im masoret Text richtig ist. Diese
haben wir jedoch hier nicht zu geben.
Digitized by
Google
- 21 -
':)D (2d:dd n''Dp"ni g^^di: ü^biyc) niDini onpino OniyD^i
[-^)^&5]oir CD1D nintrtJi DiirsD t^CN^ p^5^ ntnsi ccirn pjij;
^bo i'jTDD ^Nntr^^ p)inn v^^j; pNn (»nons [b]i3) t2^j?n v^p pi
(öip^oni^) nyzi ^Niir^ny "»sr^T (*i2rm [lONjotr c^:tr wir c:^>t
. nn&cD . inn> (»^nn^^ ('^ni[:]^[n]D i^ni . c^tnn nwtr p^n n^s
n^3 . (*^)nDin . oi'^ir . -i-^ni . n^hü ♦ (9pD''D . ?mn n^3
^) In J mit dem Artikel.
^) J D^^DO Hiph'U, das aber hier keinen Sinn ergäbe, während die
Lesart der Hds. vorzüglich in den Zusammenhang passt und durch die sinn-
verwandten Medialformen lli^pn uud lEtDfc<n ^^ Ez. 36, 17, wo wir die
Quelle für diese Stelle unseres Denkmals haben, gestützt wird.
^) h^^ f^blt in der Hds.. sie liest ncHSl; ^^ ^^^ masoret. Text by\
ÜCT\'2 h*^ so haben wir die Lesart von J als ursprünglichen Text zu be-
trachten.
"*) Für yy^^'s ist gemäss des masoret Textes 1^(1^^^ zu lesen; y^W^^
ist offenbare Verschreibung, welche wohl durch das folgende ^2t^V veran-
lasst ist.
*) ^p''Drn bis c^jjtj,« fehlt in J.
^) Ip^Ori*) für Ip^tCTll ^^s masoretischen Textes ist Aramaismus, wie
das vorhergehende ]'»p^DC' 5 ^^i der Ungenauigkeit und Freiheit, die, wie wir
später noch zu zeigen haben, und wie auch dieses Citat zeigt, die Bibelcitate
unseres Denkmals kennzeichnen, wird diese Schreibung gleich anderen
kleinen Abweichungen in denselben von dem masoret. Text wohl als ur-
sprünglich zu betrachten sein; s. a. unt. p. 39.
') In der Hds. verderbt zu n')3^"lC; ^ ^^^st n^JJ^on mit dem Artikel.
*) 12nn^ J; s. unt. Weitere grammatische Anmerkungen zum Orginal'
text, 1, p. 28.
^) TD^D J- ^<?" ursprünglichen Text werde ich, soweit dieser bei diesen
Ortsnamen nur durch eingehendere Prüfung ei-schlossen werden kann, später
in einem besonderen Excurs im Zusammenhang mit der Frage nach den
historischen und territorialen Beziehungen, welche zwischen denselben be-
stehen, zu geben versuchen.
^®) durch Verwechslung von ^ mit > fälschlich ]l*)0^l^*V
Digitized by
Google
— 22 —
DV D^j?D"){o in« «intr )nn&5 dv ni3> n^^51 . 2^20 tr« noin
(^[m]oiNi (öQ^pr&n ^j; r\nm p^5n1 i^twii r^^''^f^^ f^^J^-^^ d^*^»^''
n^cn riK p«n nn^:i [idn]:)!^ ^:i/B n« ^:i^& iin ^:i^d DipD2
b:: Diöp (iiD''jn2to D^no (^^riN n^5n ^:^5 (»in^^N -1D^5 . (S'idi
*) In J verderbt zu nKHil«
') In J fehlt das 3 in diesem Worte.
8) J ni*)^y ohne Verdoppelung des consonantischen ^.
*) J n^ICTl» durch das vorhergehende tC^^^ und das folgende Hüin
l^^ ist aber wohl die Lesart der flds. als gesichert zu betrachten.
'^ In J pleno geschrieben, entgegegen der masoretischen Schreibung
dieses "Wortes.
®) In J mit dem Artikel.
"0 J fälschlich m. sg.
8) fehlt im J.
^) J fügt hinzu ^1*
^°) riN ^6^1^ 'ß J; ^^ dör Hds. ist es durchstrichen, was aber, wie es
scheint, von oiner späteren Hand herrührt; denn wie in diesem Stücke
findet sich auch sonst in der Hds., dass "Worte zuweilen durch über- und
untergesetzte Punkte getilgt sind, zuweil.m dass sie durchstrichen sind; die
Verschiedenheit der Tinte scheint nun dafür zu sprechen, dass die Tilgung
durch über- und untergesetzte Punkte vom Schreiber selbst herrührt, die
Ausstroichung dagegen von einer späteren Hand. — s. auch unt. Weitere
grammatische Anmerkungen z. Originaltext, 3, c. p. 33.
^*) J fügt hinzu "in32- I^^e Lesart von J kann jedoch unmöglich ur-
sprünglich sein. Denn zunächst stände sie im Widerspruch zu dem
folgenden : criTHSp n&< ^nniB rrmT\ "•Dn'tD^ wonach die Öffnung der
Gräber erst nach den hier geschilderten Vorgängen erfolgt, so dass also
diese sich unbedingt in den Gräbern haben abspielen müssen, und der
Apokalyptiker unmöglich die Toten in einen Strom versenkt -r- welcher Sinn
sich aus der Lesart in J ergeben würde — '■ gesehen haben kann. Hierzu
kommt, dass diese sonderbare Vorstellung, die aus dieser Lesart resultire,
ganz ohne Analogie in der sonstigen apokalyptischen Litteratur wäre. All
diese Schwierigkeiten werden aber beseitigt durch die Lesart der Hds., in-
dem durch sie für Dij;')2lD die Bedeutung „Gestalt erhalten'^ ..Gestalt an-
nehmen"^ sich ergibt, und das ) des folgenden ^2)IJ3 G^^Syi alsdann im Sinne
eines &AJL«jf ^|« der arabischen Grammatiker aufzufassen ist Dieser Text
Digitized by
Google
- 23 —
(6|n>Dj;Di (5p>m jnotr: (^on^ (»ppmn (^on^nn^p n« pnniD
wird ausserdem noch gestützt durch die der Voi*stelluiig unserer Apokalypse
von der Bildung der künftigen Leiber analoge Beschreibung von der Schöpfung
des ersten Menschen, wie sie sich überaus häufig in den Midmschim und
auch im Talmud Bdbli, Synh, 38 b findet; denn auf diese geht, wie die
Vergleichung beider zeigt, die Schilderung unserer Apokalypse von der
künftigen Auferstehung zurück nach der, wie wir auch öönst sehen, für die
Entstehung und Ausbildung gewisser eschatologischer Vorstellungen mass-
gebend gewesenen Anschauung, dass die Ereignisse der Endxeit. sich nach
Analogie derer der Ur- und Vorzeit abspielen würden *).
Ich gebe diese Beschreibung nach der Relation, die sie in der ältesten
Quelle, in der Pesikta de Bob Kahana (sect. 23, f. 150b), hat:
rihv n^iiTNi r\yw2 i!i>D xn ♦ ]iC'*Nin üin n^^d n:i:r^n itni^
nCtt^JJ 13 p*)T n^y^Dtt'*ZD „Am Neujahr wurde Adam erschaffen.
Auf welche Weise? In der ersten Tagesstunde wurde es in
[Gottes] Plan beschlossen; in der zweiten beriet er sich mit
den Engeln des Dienstes; in der dritten sammelte er die
Staubmassen für ihn; in der vierten formte er diese; in der
fünften gab er ihm seine Gestalt; in der sechsten richtete er
ihn auf; in der siebenten flösste er ihm die Seele ein.'*
f Pesikta rabbati (sect. 46 f. 187 b), die dieser Eejation am nä,chsten steht,
liest 2^1!l )^\2/yi das schwerlich ursprünglich sejn dürfte, sondern wahr-
scheinlich aus einer andern Version nachträglich in den Text kam (v|;l. zu
diesem Zwecke, die Relation, die Midr. Tanchuma zu Bereschit^ § 25,
p. 18 und zu Schemini^ § 13, p. 31 hat), nicht.
*) J mit Vocaibuchstaben ^ in der 2. Silbe.
') in^nn^p J-
') D^piin J-
^) D^^ni ^' I^er "Wechsel des Subjects ist überaus auffällig und
grammatisch anstössig; ich vermute daher, dass ursp^-ünglich Pt. Pi'el )^^n)D1
stand, wie in der analogen Stelle im Alphabet- Midrasch des B. Äkiba^ wo
es heisst (a. a. 0. p. 31): bv p^üVü^ ]mN H'^HCI )ü)iV2 r\"2p"r] lü^V^
]TVhyi „und Gott selbst wird sich erheben und sie beleben und
sie aufrichten".
*) Vgl. GuNKEL, a. a. 0., p. 307 f^.
Digitized by
Google
- 24 —
(^nihrri^n^n imx penn piD 2^^nn:tr ^d bz^^ ür\^br\ hv cm«
T2 iD^n ^5^l5' ^o ^21 ♦ mCn Citren isnni ncN c^d^n ^dtin
nyi^n lyot^*^ N^iy nD (ßc'p'iy piDNo C^-ino ir^-ipcn ^^5 p^niD
M Das n von Pi^nü ist zu streichen; denn ^n^Hi <ias in der Form
1?^!^^^ auch im Syr. in ähnlicher Bedeutung, wie in nnserm Denkmal,
belegt ist, ist ein männliches Nomen, wie ja auch das folgende ^3■^l^< und
•)2ni"l richtig das masculine Suffix haben; der Schreiber sah wohl irrtüm-
lich das n-locale von ^n^n als feminin n ^^ ^^^ ingte daher bei b^^^
das Femininzeichen hinzu.
*) fehlt in J, nnd es steht dafür '^^V
*) J fügt hinzu b"!'
^) In J plene geschrieben.
®) C^iyn J- I^ass die Lesart der Hds. den ursprünglichen Text
bietet, ist klar. Denn die Lesart von J würde für cb^V clie Bedeutung
„Welt'' ergeben; da nur in dieser Bedeutung Q^iy im Rabbinischen den
Artikel hat^ während es in der Bedeutung ,, Ewigkeit'', wie im ßibl-hebr.
ohne Artikel steht*). Da aber unter ]n2N h'^i* eine Räumlichkeit ver-
standen ist, und es daher nur ,,Gehonna" bedeuten kann, so würde die
Genetivbestimmung C^iyn „Welt*' keinen Sinn geben. Dagegen ist ^b^y
sowohl in seiner Bedeutung „von Urzeit her bestehend" wie „ewigdauernd'*
ein überaus passendes Epitheton für die Gehen na, der man sowohl
Praeexistenz wie ewige Dauer zuschrieb**).
♦) Ähnlich ist auch im Syr. der stat. emph. ^^^V^ fast nur für
„Weif* gebräuchlich; s. Nöldeke, Mandäische Grammatik, § 216, p. 303,
Anm. 4.
*•) Vgl. , , , jH i^Ni ♦ nb)v^ N"i2:ir Diip iN-^2: Dn2i nysr
. ♦ ♦ C^ri^lll „Sieben Dinge wurden vor der Erschaffung der Welt
geschaffen. Folgende sind es: ... und die Gchenna . . .*'
Pesach. 54 a u. ö. und das. tö n^p tö aldüviov Matth, 25, 41 und dazu
Henoch 67, 15 und aetemis ignibus traditi bei Lactantiüs Instit
Epitome 67, 8 ßn.
Digitized by
Google
— 25 —
nrN . vn i<h2 vm c^cni cn^Sy iirp2''i cT^in [(^nppjij t'ip
pNHi (3p2irT» c^p^-njn h2) 3pri pra^ cni2%s n^n ^:vx (^r.^V^
N^. 'prND yy b2 nici TiTc incir bv n^p '?n:n t?ri ["i]icnd pr.
r-Din^ 2c^v ncyi ('^r^'?Diirci n-^i^^ inn^ rib (9nn::nir i^y? n^io^n
p-jis) c^-^ Q^-^^j;y ^-i;,^ ^2 P21 c^Snao c^D^N r-tt^^K^ ^y ('^ratrvi
^) fehlt in der Hds.; diese Ergänzung ist aber unbedingt erforderlich
und daher die Lesart in J als ursprünglich zu betrachten.
') J fügt hinzu b"]'
') csiri^ J.
^) Das T copulat. fehlt in J, welche Lesart wohl als ursprünglicher
Text anzusehen ist, da auch das "^^^ der übrigen Visionen asyndetisch an-
gereiht ist.
«) Vt fehlt in J.
fehlt in J.
«) So J; die Hds. hat fälschlich Plural.
^) In J mit Vocalbuchstaben entgegen der Schreibung des masore'.
Textes.
'*) So J, während in der Hds. das ^ irrtümlich nach dem 3 sieht.
") n^l^V ist nicht verständlich: es scheint hier eine Lücke vorhanden
zu sein.
*^) Auch hier gibt der Text keinen Sinn und ist wohl gleichfalls
lückenhaft.
*") J hat fälschlich den stat. constr. : ni^CDI.
") In der Hds. durch Dlttographie des 1: jniÜlDT-
") In J defectiv geschrieben, wie im masoret. Text.
'*) J fügt hinzu b"]-
") In J ohne Artikel.
*^) J Cn\"11S1|':DN2 '»it Vocalbuchstaben,
Digitized by
Google
— 26 —
.'1D1 TN^"i^^ n:Bii irr« 12id 3n no nD^^51 . Tnnin ^dhin^
^) hier ist offenbar eine Lücke vorhanden; möglicherweise stand ur-
sprünglich noch W^:i01 vor ^j;,
3) fehlt in J.
Digitized by
Google
III.
Weitere
grammatische Änmerkangeii znm Originaltext.
Die des weiteren noch erforderliche textkritische Prüfung
unseres Denkmals verlangt, dass wir auf Orthographie und
einzelne syntaktische Erscheinungen desselben etwas näher
eingehen.
1. Bemerkangen zur Orthographie.
a. Die orthographische Eigenart des jüdischen Aramäisch
in der Schreibung geschlossener und geschärfter Silben mit
Vocalbuchstaben Jod, sowie in der Verdoppelung con-
sonantischer Waw und Jod im Jnlaute^) zeigt auch unser
Denkmal. Einmal findet sich diese Orthographie auch in
einem Bibelcitat: in niD^"? aus Jes. 54, 13. s. unt. p. 39.
b. Die scriptio plena des langen o ist so vorherr-
schend, dass sie nach dem Texte der Hds. in den Bibel-
citaten sogar consequent durchgeführt ist entgegen der Schrei-
bung des masoretischen Textes, s. unt. p. 39.
c. Für die scriptio plena des langen e sind dagegen nur
zwei Fälle zu nennen, in denen unser Denkmal von der Ortho-
graphie des Alten Testaments difFerirt; es sind dies: V^DD3
(p. 17, Z. 3) und das T^«^*l^^ des Citets aus Ps, 31, 20. s.
unt. p. 39.
d. In dem Citat aus Ps. 119, 165 ist das Segol der
Pausalform IH'Jin mit nachfolgendem ^ geschrieben.
^) Vgl. Gustav Dalman, Grammatik des jüdisch-palästinischen Äror
maisch (Leipzig 1894). § 12, 1, c u. b, p. 53.
Digitized by
Google
- 28 —
Die unter a. und b. genannten Eigentümlichkeiten sind in
unserem Denkmal jedoch ebensowenig consequent durchge-
führt wie im jüdischen Aramäisch oder im sonstigen Schrift-
tum des Rabbinisch-hebräi sehen. Ein Vergleich des hand-
schriftlichen Textes mit dem der Druckausgabe von Jellinek
zeigt jedoch, dass diese in ersterem in viel grösserem Masse
vorhanden sind als im letzteren. Auch hierin müssen wir
ein Kennzeichen des höheren Alters des Textes
unserer Handschrift erblicken als der Überliefe-
rung, aus der der Text des Saloniker Druckes
stammt, und nicht umgekehii;; da das beschränktere Vor-
handensein dieser orthographischen Eigentümlichkeiten von
einer erst secundär wieder erfolgten Anpassung des Textes
an die Orthographie des Biblisch-hebräischen herrührt.
Ich sehe daher auch in dem 13in^^ auf Seite 29 Zeile 6
keine Nifal-Form, sondern halte es in gleicher Weise wie
das )2in"> bei J für eine Pe'al-Form, gebildet mit i-Vocal
unter dem Präfix und festem Silbenschluss nach demselben
ungeachtet des folgenden Gutturals entsprechend der Bildung,
die die Verba primae gutturalis im jüdisch -palästinischen Ara-
mäisch zeigen *).
2. Phiralendung des Nomen und der Pronomlnalsuffixa.
Der bunte Wechsel zwischen der hebräischen Pluralend-
ung auf C und der aramäischen auf ] bei dem Nomen und
den Pronomin alsuffixen, den unser Denkmal aufweist, ist der
gesammten rabbinischen Litteratur eigen. Ein Vergleich des
handschriftlichen Textes mit dem der Jellinek'schen Ausgabe
zeigt, dass ein gut Teil der Willkür in diesem Punkte jeden-
falls auf Kosten der Schreiber kommt; jedoch ist es unmög-
lich zu entscheiden, was in dieser Beziehung der ursprüng-
liche Text bot.
3. Oebraneh des Artikels.
Die Erscheinung, die das Syrische, Talmudische und
Mandäische im Gegensatz zum Westaramäischen feigen, dass
*) S. ÜALMÄN a, a. 0. § 61, 8, a, p. 215; vgl. auch § 12, 1, c, p 53.
Digitized by
Google
- 29 -
ihnen das Gefühl für die Bedeutungsverschiedenheit des Status
emphaticus und Status absolutus beim Substantiv durchaus ab-
handen gekommen war^), ist für unser Denkmal voll und
ganz in Bezug auf den Gebrauch des praefigirten Artikels,
der im Hebräischen zur Bezeichnung des determinirten No-
mens dient, zu constatiren. Alles, was in dieser Beziehung
für jene Idiome gilt, trifft auch für unser Denkmal zu: der
praefigirte Artikel wird einerseits selbst bei ent-
schiedener Determination des Nomens weggelassen,
anderseits steht ein und dasselbe Wort bald mit
dem Artikel bald ohne ihn.
Die Prüfung der einzelnen Fälle unseres Denkmals da-
raufhin, soll dies bestätigen:
a. pn yp (p. 15, Z. 3) u. yp (ibid., Z. 9). Beide Wörter
sind jedenfalls entsprechend dem, was Nöldeke, Mand.
Gr, § 216, 1, p. 300 f. ausführt, zu beurteilen, nämlich,
dass sie wie Eigennamen gebraucht wurden, und daher
„als an sich determinirt, keines Determinationszeichens
bedurften". So ist yp in der Bedeutung „Ende im
eschatologischen Sinne" bereits im Daniel ganz
als Nomen proprium empfunden und steht daher
durchgeh ends ohne Artikel.
I^T, das das altpers. ^ürvän, zrvan'^) ist, haftet von
Hause aus ein mythologischer Charakter und daher die Be-
deutung eines Eigennamens an ^j, und ist auch hier noch
ganz in dem ursprünglich mythischen Sinne gebraucht.
Unter den gleichen Gesichtspunkt fällt der Gebrauch
von C^Cir ohne Art : C^DITD nniV (p. 24, Z. 5) neben p
C^D irn (p. 25, Z. 7) (J liest beidemal C'•?:t^'^l) *). — Im
*) 8. Nöldeke, Kurzgefasste Syrische Grammatik (Leipzig 1880) §
202, p. 136-141 u. Mandäische Grammatik § 214, p. 298 u. § 216, p.
300—304.
2) S. Nöldeke. Mand. Gr. § 127, p. 152.
^) Vgl. Le Zend'Avesta, Traduction nouvelle avec commeniaire histo-
rique et philologique par James Darmstktter (Paris 1892), Vol. II (Annales
du Musee Guimet T. XXII) p. 300 f. u. not. 53. u. Ve ii d i d ad XIX, 13
(ibid. p. 263).
*) V1N1 D^CC' ^l^yr^l (P- 17, Z. 3) ziehe ich hier nicht mit hera:i,
da diese ganze Phrase wohl eine Nachahmung von Joel 4, 16 ist.
Digitized by
Google
— 30 —
Talmudischen ist dieser Gebrauch von D^Dt^ ziemlich
häufig, so n^Pin 1N*)D3 n^üZ* „der Himmel wurde zuerst
erschaffen« Talm. jer. Chagiga c. 2 h. 1 fin., f. 77 ^ «
u. ö. ebd. u. Midr, Tanch, zu Bereschit § 19, p. 16.
Auch im Syr. wird ^^^^' wie ein Eigenname gebraucht *).
Ahnlich ist vielleicht auch D^ aufzufassen, das p.
18, Z. 3 ohne Art. steht: D^D rh^V neben C^H )D (p. 16,
Z. 4 f.) ; jedenfalls aber rbr\^ nyp3 (p. 19, Z. 3), da die
Bezeichnung ^die grosse Ebene" schlechtweg für
die schlachtenberühmte Ebene Jesreel (um diese handelt
es Sich hier jedenfalls), wie 1. Makk. 12, 49, die Schriften
des Josephus b; a. zeigeBy in späterer Zeit allgemein
üblich war 2), und in gleicher Weise auch im Syr. der
stat. abs. bei ähnlichen Ortsnamen vielfach voriEmwnt^).
Ein ganz analoges Beispiel ist die im Talmud und in
den Midraschim häufig vorkommende Bezeichnung von
Rom mit hy^l 1*1D „die grosse Stadt ** ohne Determinativ-
zeichen, so Talm, jer. Äbod. s. c. 1, h 2, f. 39®; Pes.
di R. Kah. sect. 7 fin., f. 68», Jalq, Jes. § 259, f.
45* u. ö.
Wie im Syr. „neben dem Zahlwort der Stat. abs. sogar
bei entschiedener Determination bleiben kann" *), so steht
p. 15, Z. 4 u. p. 20, Z. 2 nVD^D y21^ ohne Artikel,
obgleich es in beiden Fällen dem Sinne nach determinirt
ist. — In gleicher Weise kommt m^D'PD y3*){< in den
Midraschim häufig vor, so nVD':'^ y2lN ^^t^ Midr. r. z.
Höh. Lied, s. v. O^'PpIt^* ^t> ITHN fin. ; ferner mit attri-
butivem lS{<n und I^N Midr. Tank, zu Teruma § 6,
') S. NÖLDEKE, Syr. Gr. § 202, B, p. 137 u. Mand. Gr. a. a. 0.
Anm. 3.
*) S. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu
Christi '' 1, p. 414, Anm. 142.
*) S. NÖLDEKE, Syr. Chr. a. a. 0,
^) S. NÖLDEKE, Syr. Gr. a. a. C, D, p. 138. Bei Gesenius-Kautzsch
Hebr. Gr.^^, § 126, 5, Anm. 1, a, p. 396 sind ähnliche Beispiele für das
Bibl.-hebr. aufgezählt; jedoch scheinen mir diese mit Ausnahme des letzten
Beispiels 2 Sa 20, 3 anders beurteilt werden zu müssen.
Digitized by
Google
— 31 -^
p. 91, wie ohne dieses JcHq, Schim'oni I, § 76, f. 20*
Midr. Lekach Tob m Gen. 15, 14 p. 70; auch nVD'?D
allein steht in gleicher Bedeutung unterschiedslos mit
und ohne Artikel, sogar bei vorhergehender nota accusativi,
so r\V2bü n^5 )h niD DHIDN neben ni^lD^Dn n« Gen. r.
sect. 44, f. 39 d.
Hieran schliessen sich die Fälle von Substantiv mit
qualificativem Ordinale, wo die Bedeutung determinirt
ist, der Artikel aber mit Ausnahme von ^^^Cl^H IdPI^
(p. 17, Z. 2 u. 1 V. unt.) sowohl beim Substantiv als
beim Ordinale dorel^elie»^ weggelassea ist. Diese
FaHe sind:
^P^D*) l^D (p. 15, Z. 4). Hier sollten wir nach dem sonst
im Rabbinischen zu beobachtenden Gebrauch, dass bei
der Umschreibung des Genetiwerhältnisses mittels b^
und unterAnfügung eines die durch ^tj/* eingeführte Determi-
nation anticipirenden Pronominalsuffixes an das erste
Glied, der Artikel im zweiten Glied beim Substantiv
wohl weggelassen wird, dagegen bei dessen qualificativem
Adjectiv steht'): ^j;^3*)n l^D erwarten;
n:lr^5n r\)b: (p. 17, z. 6. u. p. 18, z. 2).
n^'^Jtr ni^i (p. 17, Z. 7.) u. n^^:ir allein (p. 18, Z. 2).
r\'\r;^h^ n)^: (p. 17, Z. 1. unt.).
n^'':rr ncnfe (p. 18, z. 5 f.) und n^tr-'^ir nürhc (p. 19,
Z. 2), die beide der Bedeutung nach determinirt sind,
da sie sich auf die p. 16, Z. 1 unt. bereits genannten
my^T l^7l^ zurückbeziehen.
Hierher gehört auch D^MK* |nnN i)ü (p. 16, Z. 2)
u. p-in&5 OV „jüngster Tag« 2) (p. 22, Z. 3.)
In den Midraschim und im Talmud finden sich ähn-
liche Beispiele überaus häufig, so n^p^D*) niD^D IT neben
DT^nn "hü Jalq. Schimoni I, § 536, f. 144 * u. 145 »;
n, § 964 f. 145 c. § 1064, f. 156«, u. ö.; femer ibid.
') Vgl Beispiele, wie D^^^D'^n HID^ b\i; H^DT «^«Zg. z. Ct. 2, 15,
II, f. 178a; p^»p) nyr^nn niD:?^ "pir n:DT -p««. »•«2>&. sect. 15. f. 75a.
*) Im Bibl.-hebr. kommt p*)nN GV «"«* in der indeterminirten Be-
deutung „Folgezeit** „künftigen Tags'* vor.
Digitized by
Google
- 32 -
II §888, f. 129* zweimal T2ty üV HT; desgl. piy&cin^tt'C.
]^\L*i<'^ b^^y und innx ^NIÜ neben ptrN^^.n "^Ni: und ^vSi:
pHNH Pe5. d. R. Kah. sect. 5, f. 49»^; Midr, r.
z. Höh. Lied, s. v. nn nüM ; ibid. zu jRm^ 2, 14 u. ö. ;
und ähnlich piTNI ITipc „der erste Tempel" u. "»^IT t^npc
„der zweite Tempel" Jörn. 21 ^
Die übrigen nicht besonders zu rubrizirenden Fälle von
dem Sinne nach detenninirten Nominibus, bei denen
der Artikel weggelassen ist, sind:
niHB "pü (p. 16, Z. 4), wo nins in superlativer
Bedeutung steht, und daher dieses, wie das von ihm
qualifizirte ']772i dem Sinne nach determinirt sind.
Ahnliche Beispiele von Adjectiva in superlativer Be-
deutung, die im Stat. abs. ohne Artikel stehen, im
Talmud u. Midr. sind: C':'")r2C* jtCpl „u. die kleinste
(Strasse) unter ihnen allen" Meg. 6^; cn^y2i CH
D"'vCDviQli^ „sie sind die geringsten (od. „die Jüngsten")
unter den Stämmen" Gen. r. sect. 73.
J1C«3 CV (p. 16, Z. 2. V. unt.) das gleichfalls dem
Sinne nach determiniert ist, da es für das "7^1^*^
von p. 40, Z. 2 V. imt. steht, wo der Autor die Dar-
stellung von dem Ereignisse gibt, auf das er hier
nur andeutungsweise hinweist.
2"in in dem Citat aus 2 Sa. 11, 25 HCl ^HT-
D"in hz^D (p. 17, Z. 4.), wo der masoretische Text
2nnn hat; denn auf Grund der Ungenauigkeit und
Licenz, die in den Bibelcitaten unseres Denkmals
vorwaltet, und auf die ich schon wiederholt hinge-
wiesen, haben wir wohl auch diese Abweichung als
ursprünglich anzusehen s. a. unt. p. 39.
"i'PC (p. 18, Z.3), wo der bereits p. 16 genannte und
geschilderte König wieder eingeführt wird.
pcn in\S (p. 19, Z. 4) und ebenso HVIT nmN2
(ibd. Z. 5.) und |^\N* inivN (p. 25, Z.3) — dagegen durch-
gehends CVn in\x2 — und ähnlich ni:nc I^N p. 21,
Z. 6 (die Lesart bei J n^j^DPi ist jedenfalls erst se-
cundäre Correctur). — Ahnlich steht auch im Syr.
Digitized by
Google
- 33 -
der stat. abs. neben .01 ü. ocn ^), wie auch sonst im Talm^
neben demonsh'ativem IH^X etc. der Artikel häufig
weggelassen wird, so yi^H ^^\^^b^ B e c h. 8* u. ö. in Ver-
bindung mit pB^T, n2iy nmra Meg. 16* unt. und überaus
häufig npiy T]r\M<, das überwiegend ohne Artikel steht.
onn — mw: (p. 20, Z. l unt. 21, l u. 22, 4) — an
der ersteren Stelle ist bei J wieder Variante nipDIlH. —
Ahnlich findet sich Gen, r. sect. 3 g. E. IDl^
. . . onn Dn2-i win \sidi
niDin -- c^^-i:o (p. 21, z. 1).
D^ytn "Py (p. 22, Z. 4 — bei J wieder Variante
D^yirin — ) neben D^ycnn ^y (p. 24, Z. 4). Im Tahnud
u. Midrasch steht D^ycn (und ebenso D^pnii^)) im deter-
minirten Sinne öfters ohne Artikel, so D^pttH DBtt^O
C:n^i2 Mischna 'Edijot c. 2 h. 10; Pes. d. B. Kah.
sect. 11. f. TB*»; itffdr. TancÄ. zu Bereschit § 33, p 23.
D^no nx (p. 22, Z. 1. unt.). Ähnlich findet sich
5ynÄ. f. 92 ^ und Jalq, Schimoni zu Esechid § 376,
f. 73° ^{<pTn> n^nntt^ c^no und selbst o^no m:^: p
t>J<pTn^ n^nnt^ Synhd, ibd. Die nota aceusativi bei G^OD,
obschon der Artikel weggelassen ist, kann nach dem
ob. bereits angeführten Beispiel aus Jdlq. Schim. n&<
nVD^D, wie nach ü^p^m DN Prov. 13, 21, worauf wir
eben hinwiesen, nicht befremden. Ich trug daher kein
Bedenken HN, trotzdem es in der Hds. durchstrichen
ist, als ursprünglich in den Text aufzunehmen.
hi<i2r ^ir nn^^y hj (p. 22, Z. i.) und onpn D^n2
D^pnsn h]r; (p. 25, Z. l. unt.) ohne Determinativ-
zeichen im ersten Glied, wie auch sonst im Rabbi-
nischen bei Umschreibung des Genetivs durch '?l^ .
4. Congruenz der Satzteile.
In dieser Beziehung ist in unserem Denkmal nur die
eigenartige Constructio ad sensum auffallig, wie sie in dem
») S. NöLDicKB, Syr. Gr, a. a. 0., K., p. 140 f.
') Vgl. die Bemerkung bei öks.-Kaützsoh a. a. 0. § 117, 1. Anm
2 p. 350 zu D^pnS HN Prov. 13, 21.
Battenwieser, EUm Apokalypse I. ^
Digitized by
Google
- 34 —
Satze ]rh^r22 p^n . . . n"2p"n ^r innins iD'^n N^tr «^i^* "»d "pdi
vorliegt, wo ^D ^2 zunächst mit dem Singular des Prädikats con-
struirt'ist, das zurückweisende Pronominalsuffix aber im Plura
steht. Da jedoch auch im Syrischen Fälle der Construction von
■ ^ %^ mit dem Plural vorkommen^), so haben wir den Plu-
ral des Suffixes nicht nur ohne weiteres zu acceptiren,
sondern wir werden auch in 1)0^ n eine Pluralform zu sehen
haben, die nicht weiter auflFällig sein kann, da nicht nur das
Mandäische und der babylonische Talmud, sondern auch die
älteren syr. Mss. Formen der 3. PI. haben, bei denen das
lautlich verstummte AfFormativ 'l auch in der Schrift wegge-
lassen wurde^), was zu der Annahme wohl berechtigt, dass
der Gebrauch dieser FF. verbreiteter gewesen ist. Die
übrigen Constructiones ad sensum, wie sie in . . . PlNliV ni7>:i
pD131 etc. vorliegen, bedürfen keiner besonderen Erwähnung,
da sie ähnlich bereits im BibL-hebr. vorhanden sind. Auch
für die Construction, die wir in '»OD'^t'ini HirT» nn "»^n^tr: u. in
'>:yb)r]) nn ^:nNtr: Ditr haben, wie für hD . . . ni:n'»: nitrs:
^^b int^ finden sich im BibL-hebr. Beispiele^).
») S. NöLDEKB, Syr. Gr. § 318 a. E. p. 222.
*) S. Wright, Lectures on the cwnparaHve grammor of the semitic
anguagea (Cambridge 1890) p. 168,
^) Vgl. Ges.-Kaützsch, a. a. 0. § 145, 7, b. Anm. 2, p. 4öl f.
Digitized by
Google
IV.
Die Bibelcitate nnseres Denkmals.
Zu den schon behandelten Abweichungen, die unser
Denkmal in den Bibelcitaten in orthographischer Beziehung
dem masoretischen Text gegenüber aufweist, kommt noch
die Schreibung von iih ohne ) in dem Citate aus Ob. 1, 16
hinzu.
In dem Citat aus Zach. 14, 12 nD^CH iT^nn HNTI u. s. w.
steht für D^öj;ri: D^lJin wie v. 18.
XJberaus auffallend ist, dass unser Denkmal mehrfach
nur einen Versanfang citirt, obgleich nicht dieser, sondern
erst der weitere Inhalt des Verses das Argument enthält, um
das es sich handelt. Dies ißt der Fall bei dem Citat
p>i^ r\2 ^ny\ ^h)r\ aus Mich. 4, 10 u. y:üt< n^zhü vni aus
Jes. 49, 23.
Bei dem Citat aus Mich. 4, 10 kommt der erste Teil
des Verses überhaupt nicht in Betracht, sondern nur der
zweite Teil: 7^:2^^ f]312 nSTV Tj.^W^ Dir ^!??J3n D^f h^2 ly, n«?»!,
durch den der Sinn des vorhergehenden Plfc^in^ n^lt^fc^l ni^3 |^N
^DD^ nWD n'»'»:m&* Ij; ^DDD erst klar und verständlich
wird; denn, was der Autor beweisen will, ist, dass eine
jede der Exulantenschaftien^) aus ihrem Exil zunächst
^) Die Darstellung unserer Apokalypse von der Rückkehr dreier
Exulantenschaften geht zurück auf die in Taim. jer. Synh, c. 10, h. 6
fin. f. 29 0. tradirte Anschauung, dass drei Deportationen Israels stattge-
funden haben, und dass dementsprechend seine Bückkehr aus dem Exil
in drei Abteilungen erfolgen wird: ^{<1)0tt' '1 DC'D 13^n '"11 7V212 ^T1
inxi jvrax) nn^D a:?h nn« h^^^rr ^h^ nT6: \ihtr;b pm na
)bys; DtTD .DniN hd'^di pyn nn^hv in^t^ ihni n'^did^n bi^ "»^bi^
P^331 min^ ÜDC' )h^ ID r\vh^ B^^B^^ (so »ach der im Commentar des
3*
Digitized by
Google
— 36 —
nach Babel kommen muss, da in Babel die Erlösung er-
folgen wird^).
David von Dessau überlieferten Lesart, in der wir jedenfalls den ursprüng-
lichen Text zu sehen haben; denn die Lesart der Ausgaben: i;|i pifc^*^
ni^^D 102'ii/ ^2ini kann, wie sowohl das vorhergehende ':?fc5*lty> l*!);!, als
das folgende Citat aus Ez. 23. 19 zeigt, unmöglich ursprünglich sein) t^^t^^
pTin ]n^*3) ♦TT'D HDiD "»np^i r\2hn inint« in-iD ndvjo hd nvt»:
„ß. Berachja und K. Helbo [überlieferten] im Namen des R. Samuel bar
Nahman: Nach drei Exilen wanderte [das ßeich] Israel aus; der eine Teil
nach dem Stromgebiet des Sanbatjon; ein anderer nach Daphne Antiochena:
und über den dritten Hess sich eine Wolke herab und hüllte ihn ein. Wie
diese nach drei Exilen auswanderten, so wanderten auch die Stämme Juda und
Benjamin nach drei Exilen aus. Welche Begründung gibt es hiefür? [Die Worte
der Schrift] ,Auf dem Wege deiner Schwester bist du gewandelt;
so will ich denn den Becher, der ihr gereicht ward, auch dir
in die Hand geben.^ und wenn sie zurückkehren, kehren sie aus
drei Exilen zurück. Welche Begründung gibt es hiefür? — ,üm den Ge-
fangenen zu sagen Geht heraus!' darunter sind diejenigen verstanden,
die nach dem Stromgebiet des Sanbaijon vertrieben wurden; ,den in der
Einsterniss: kommt ans Licht!* damit sind diejenigen gemeint, auf
die sich eine Wolke herabliess und sie einhüllte. ,An den Wegen werden
sie weiden und [selbst] auf allen kahlen Höhen ihre Weide
haben:* damit diejenigen, die nach Daphne Antiochena vertrieben wurden.**
^) Die Vorstellung, dass die Erlösung aus dem letzten Exil in Baby-
lonien erfolgen werde, findet sich auch anderweitig in der spätjüdischen
Apokalyptik ; so heisst es in ÄgacUxt Maschiach {Bet ?ia-Midra$ch III, 142),
dass ein Bat Q61 denen, die in der Bedrängnis der Endzeit nach den
Sumpfsteppen flüchten werden, um sich während der letzten fünfundvierzig
Tage der gesteigerten Verfolgung von Salzkraut und Ginsterwurzeln zu
nähren, nach Verlauf derselben zurufen wird: ly Ht^DI "IDWtt^ ^DD^ )11
^h)i2r\ Dtt^ ^DD „Gehet nach Babel! — denn es heisst: ,Du wirst bis
Babel gelangen, dort wirst du Bettung erfahren.***
DieseVorstellung hat wohl ihren Grund in der Bedeutung, welche die baby-
lonische Diaspora namentlich vom dritten Jahrhundert nachChr. für das Judentum
erlangt hatte, wo Babylonien begann in denVordergrund der jüdischen Geschichte
zu treten, (s. Grätz, Geschichte der Juden ', IV, 270). — So liegt auch in
Ketub, IIO^III* ein Ausspruch eines ß. Jehuda vor, in dem unter Be-
rufung auf Jer. 27, 22 Babylonien als das eigentliche Exilsland bezeichnet
wird: niDN3tr nW3 131^ ^NltT'» THnS ^330 H^iyn ^D mirT» '^ ION
niiT» DW Gnifc« '^'^pE^ DV ly TTT» noi^'l irar n^M" ß. Jehuda sagte: Wer
Digitized by
Google
— 37 —
Genau so verhält es sich mit dem Citat aus Jes. 49,
23; demi hier will der Autor seine Erwartung, dass die
Heiden Israel nach dessen Erhöhung in der Endzeit huldigen
und den Staub seiner Füsse lecken werden, durch das Pro-
phetenwort stützen: es ist jedoch der zweite Teil des Verses
'^^D^' TI^Sjl n§j;.l ^b -linn?^ Vl¥ ^3i<y der Ähnliches verheisst.
Auch das Citat aus Deut. 32, 29 «in ^:&« ^:n ^D nny "i^n
erhält seine 'Argumentationskraft nur im Zusammenhange mit
dem weiteren Inhalt des Verses rTTlfc^l n'^Cfc« ^^N«
Das Citat aus Ez. 37, 8 ist überaus auffallig; denn da
imser Denkmal von der Bildung der neuen Leiber eine an-
dere Darstellung gibt, als sie die Auferstehungsscene inEz.37
hat, so sollte man nichts weniger erwarten, als dass der
Autor zur Stütze für seine Ausführungen sich auf Ez. 37, 8
berufe. Auf Grund des vorhergehenden Citats aus Deut. 32,
39, wie des Wortes jD*), liegt nun die Wahrscheinlichkeit sehr
nahe, dass der Autor eine weitere Stütze für ht<^ TW^ r\rk
geben wollte, imd dass er eigentlich v. 6 dieses Capitels, der
mit On;^ C^^hv,. 'nn:i beginnt und schliesst: HIH^ "•:&? ^3 Drj5n?1
im Auge hatte, imd dass er nur irrtümlich v. 8 citirte.
In dem Citate aus Zach 14, 12 nifi^X nB^DH H^nn riNTI
D'^^:,r^ "^D n« rnn'» F)ir ist durch ein "iDI auf den weiteren Teil
des Verses, der zu suppliren ist, verwiesen.
Bei dem Citate aus Ps. 11, 6 D^HD Ü^yvn hv 1LDD'' ist
auf Grund des vorhergehenden p m"nv nnD3') B^« n«n '»:«
D^l&*n wohl gleichfalls anzunehmen, dass die beiden folgen-
den Worte des Verses, n^*1B31 B^N» supplirt werden sollten.
Endlich ist noch auf das Qtat hi^^^W^ ny ^2^V hNJf]''')
D'»:tr yair pi&03 yon) nyai aus Ez. 39, 9 hinzuweisen, wo
unmittelbar auf pl&03 die Zeitbestimmung des Schlussatzes
des masoretischen Textes folgt, und die im masoretischen
Text nach pB^3D stehenden Worte j^DI bis nij"!?'), durch welche
ausBabylonien nach Palästina auswandert, übertritt ein [religiöses] Gebot; denn
es heisflt: ,Nach Babel sollen sie gebracht werden und daselbst
bleiben bis zu dem Tage, da ich mich ihrer wieder annehme
— ist der Spruch Jahwes. —***
Digitized by
Google
- 38 —
die einzelnen Waffengattungen aufgezählt werden, sammt dem
t^N onp ngpi fehlen.
Es lässt sich hier unmöglich entscheiden, inwieweit die
XJberlieferung, in der ims diese Citate jetzt vorliegen, vom
Autor selbst herrührt, oder durch Abschreiber verschuldet ist
Denn einerseits Hesse sich anführen, dass an und für sich zu
erwarten wäre, dass ein Apokalyptiker, der seine Darstellung
der Zukunftserwartungen auf Weis sagungs werte der Propheten
zu stützen suchte, vor allem das in Frage kommende Bibel-
wort citirt haben würde, und nicht bloss dessen Versanfang ; an-
derseits Hesse sich aber hiergegen einwenden, dass wir aus
imserem Denkmal selbst aufs deutUchste ersehen, wie der
Apokalyptiker eine gewisse Vertrautheit und Bekanntschaft
mit dem apokalyptischen Stoffe bei den Lesern voraussetzte *)^
und es deshalb vieUeicht auch nicht für nötig erachtete, das
Propheten wort, auf das er sich berief, voUständig zu citiren,
sondern den Hinweis auf dasselbe für genügend hielt Durch
^) Am deutlichsten tritt dies hervor durch n"2 pT\ ]p*^rW f)^^ ^^\^^^
pn 1in3 "IDiy, worunter der Lebensbaum gemeint ist, von demesApok.
Joh. 2, 7 heisst, dass er im Paradiese Gottes sei, bestimmt für die am jüngsten
Tage Erlösten, u. 22, 2, dass er nach dem messianischen Gericht am jüng-
sten Tage nach dem neuen Jerusalem verpflanzt werden wird. Zum ersten-
mal begegnen wir der Vorstellung von demselben in Buch Henoch c. 24
u. 25, wo geschildert wird, wie ihn Henoch auf seiner Reise durch Himmel
und Erde unter anderen wohlriechenden Bä,umen, die den Thron Gottes um-
geben, erblickt, und wo es in Übereinstimmung mit Äpok. Joh. und der
auch in unserer Apok. vorliegenden Anschauung von ihm heisst:
„Und diesen Baum von köstlichem Geruch ist keinem einzigen
Sterblichen erlaubt anzurühren, bis um die Zeit des grossen Gerichts ;
wenn Alles gesühnt und vollendet werden wird für die Ewigkeit,
wird dieser den Gerechten und Demüthigen übergeben werden. Von
seiner Frucht wird den Auserwählten Leben gegeben werden; nach
Norden wird er verpflanzt werden, an den heiligen Ort, zu dem
Tempel des Herrn, des ewigen Königs.'*
All diese Vorstellungen setzt aber der Aator unserer Apokaljrpse als
bekannt voraus und deutet dieselben daher nur an. Ähnlich verhält es sich
^it i^n^PD dpDn n^3 b^ ni"12i15<m» ^^ ©^ gleichfalls wie von einer bei
seinen Lesern als bekannt vorausgesetzten Sache spricht. Auch n&51*l ^3^<
a*ü^n ]ü mnv n'Pn^l nnnm HN: n*»!; etc. zeigt, dass der Autor an-
nahm, der Leser wisse sofort, dass er von dem „neuen Jerusalem" spricht.
Digitized by
Google
— 39 —
die Thatsache jedoch, dass einige Citate bei Jellinek noch
lückenhafter als in der Hds. sind (vgl. die Citate aus Zach.
14, 12. Ez. 39, 9 und Jes. 66, 24), wird sich die Annahme
kaum von der Hand weisen lassen, dass ein gut Teil deren
Mangel- und Lückenhaftigkeit auf Kosten der Abschreiber
zu rechnen sein wird. Daneben haben wir aber im Auge zu
behalten, dass das was de Lagakde und Cobnill^) für die
Citate bei den Kirchenvätern hervorgehoben haben, dass alle
gelegentlich eingestreuten Citate lediglich aus dem Gedächtnis
gemacht sind, auch für unser Denkmal gilt, und dass deshalb
ein Verstoss, wie es D^UPI in dem Citat aus Zach. 14, 12 ist,
einem Autor nur zu leicht passiren konnte, so dass wir dieses
wohl ohne weiteres für ursprünglichen Text anzunehmen
haben werden; ferner, dass es daher das natürlichste von
der Welt ist, dass das N'!' in dem Citat aus Ob. 1, 16 kein
1 hat. Aus diesem Grunde ist es auch von vornherein gar
nicht anders zu erwarten, als dass in den Bibelcitaten die
gleichen orthographischen Eigentümlichkeiten vorwalten wie
im sonstigen Texte des Denkmals; wir haben daher auch
all die dadurch in den Bibelcitaten unseres Denkmals be-
dingten Abweichungen, vom masoretischen »Text, wie auch
den Aramaismus Ip^orT) in dem Citat aus Ez. 39, 9, als ur-
sprünglich anzusehen, und aus analogem Grunde auch die
Weglassung des Artikels bei 2ir\ in dem Citate aus
2. Sa. 11, 25.
M S. CoRNiLL a. a. 0. p. 58 f.
Digitized by
Google
V.
Die Namen der Ortschaften, die in den
Kämpfen der Endzeit werden zerstört werden.
Im direkten Anschluss an die aufgezählten Ortschafken,
die nach der Erwartung des Apokalyptikers in den Kämpfen der
Endzeit werden zerstört werden, heisst es in unseremDenkmale
ITN ''2t612^ ITN ]niN I^B'^pD t^NniT'» hz* nn^^y h2\ Da nun Palästina
als Schauplatz der meisten dieser Kämpfe ausdrücklich ge-
nannt ist, und beim letzten selbst die Sesshaftigkeit Israels da-
selbst vorausgesetzt ist, so kann der Autor unter h^ r\^yy
"^Nltt^^ auch nur israelitische Städte in Palästina gelegen
verstanden haben; er muss also all die in dieser Liste aufge-
zählten Städte Palästinas als nichtisraelitische Städte be-
trachtet haben. Dies setzt voraus, dass der Autor unbedingt die
Gebietsverhältnisse vor Augen gehabt haben muss, wie sie
Palästina in nachexilischer Zeit bis etwa in den Anfang des
vierten Jahrhunderts nach Chr. darbot, wo es noch ge-
schlossene jüdische Orte in Palästina gab, und bis zu welcher
Zeit die Juden in denselben nicht nur ein reges geistiges
Leben entfalteten, sondern auch immer wieder von neuem
in politische Konflikte gerieten wegen der Leidenschaftlichkeit,
mit der sie an ihr Land festhielten^).
Die Prüfung unserer Liste daraufhin soll einerseits zeigen,
ob imd inwieweit diese Voraussetzung zutrifft, anderseits
soll sie uns die Möglichkeit an die Hand geben, bei dem
einen und dem anderen der in entstellter Form vorliegenden
Namen Schlüsse auf den vielleicht ursprünglichen Text zu
Vgl hierzu Schlatter, Zur Topographie und Geschichte Palästinas
(Calw u. Stuttgart 1893) p. 43, Anm. 1 u. p. 31.
Digitized by
Google
— 41 —
ziehen. — Ich verlasse dabei die Reihenfolge, in der die
Namen dieser Ortschaften in unserem Denkmal aufeinander-
folgen und behandele sie nach den Beziehungen, die sich
bei dieser Untersuchung zwischen denselben ergeben werden.
I^^^^f^ J^'sjj (mit plene Schreibung auch in der ersten
Silbe) ist uns aus dem Alt. Test, als Name zweier Städte
— „oberes" und „unteres B^thhörön" — bekannt, die zu
Ephraim gehörten (Jos. 16, 3. 5. 21, 22). Da nun die
Provinz der Samaritaner das alte ephraimitische Gebiet um-
fasste, so war Bfethhörön nach der Eückkehr der Judäer in
ihre Heimat im Jahre 536 ein samaritanischer Ort'). Diese
Stadt spielte sogar in dem Widerstände, der von den Sa-
maritanem gegen die Befestigung Jerusalems unter Esra und
Nehemia ausging eine hervorragende Rolle; denn einer der
Hauptwidersacher gegen dieses Unternehmen, Sanballat, war
ein Bürger aus Bfethhörön.^) Durch seine Lage war es zu-
gleich ein strategisch bedeutsamer Ort. Bei Bfethhörön
besiegte Judas Makkabäus das Heer des Seron 3). Auch
ist zu erwähnen, dass B^thh6r6n an dem Verkehrs-
wege lag, der von der Meeresküste (Caesarea u. Jafa),
die in unserem Denkmal gleichfalls mit in den Ejriegsschau-
platz der Kämpfe in der Endzeit eingeschlossen ist (vgl. oy
pbpirt« lyi ID"» "ly n^n: nypSD nt<ü ^n:), nach Jerusalem
führte*). — Aus späterer Zeit liegen uns über B^thhörön
speciell keine Nachrichten vor; jedoch ist für diese Zeit so-
wohl bezüglich Bfethhörön wie der übrigen samaritanischen
Ortschaften unserer Liste zu erwähnen, dass im Talmud
Samarien überhaupt nicht zum jüdischen Gebiet Palästinas
gerechnet wird, sondern als „Distrikt der Kutäer^ bezeichnet
ist, durch den die beiden jüdischen Gebiete, Judaea und
Galilaea, von einander getrennt sind^).
*) Vgl. hierzu aach Schlatter a. a. 0. p. 53.
') S. Buhl, Geographie des alten Palästina (Freiburg und Leipzig
1896) p. 169 und Anm. 472.
^) S. SoHüREB, Geschichte des jüd. Volkes im ZeitäUer Jesu Christi *
(Leipzig 1886) I, p. 159.
*) S. Buhl, a, a. 0. p. 129.
*) 8. Neubauer, La geographie du Talmud (Paris 1868) p. 56. 165.
Digitized by
Google
— 42 —
An der Strasse von Joppe nach Jerusalem lag auch Tl^
Lydda^); es gehörte nach der Rückkehr der Judäer aus
. dem Exile bis zum Jahre 145 v. Chr. gleichfalls zu Samarien,
seitdem jedoch zu Judaea'^). — Aus einer späteren Zeit liegt
uns aber eine rabbinische Notiz vor, in der Cant. 2, 2 „wie
eine Lilie unter den Domen" auf Israels politische Lage in
Palästina, wo es von feindlichen heidnischen Communen um-
geben sei, angewandt wird, und als Beispiele werden Lydda,
als Rivalin von Ono, Susitha, als Rivalin von Tiherias,
JerichOy als Rivalin von Noaran, Kastra, als Rivalin von
Haifa und Halamisch als Rivalin von Neve genannt. Analog
zu der in unserer Apokalypse vorhandenen Vorstellung, dass
bei der Verheerung in der Endzeit die jüdischen Städte von
. einem Walle umschlossen sein werden, wird auch dort hinzu-
gefügt, dass in der Endzeit die heidnischen Nachbarstädte
Israels eingeäschert werden, während die jüdischen Gebiete von
der Verheerung unberührt bleiben werden^). Von den in unserer
') S. Buhl, a. a. 0.
*) S. Buhl, a. a. 0. p. 73. 197 ; Sohürer, a. a. 0. 1, p. 141 f. 182. II, 187 ff.
*) Cant. r. zu U, 2 u. Lev. r. sect. 23 ^n*) . ♦ . C^ninn V>2 n31l^*l2^D
(Var. r\):b) nn:^ :r'»o^n j^^d inii V3;dd ::py^^ 'n ni2i i3 ntopp '}z nn^^
Var.) fc^ltODp (Var. ^nS^O^) Hn^^Lob ^H^DID (Var. p])):h) pV^h inn''
"("nn r}b niiin F)-)itri ni&<n «'^o ntrij; n"Dp"n no \^pn r^'^tc^^
i^n:'' n-i3 'n pn D^nr no i-'D nisncT: acy vrw »,wie eine
Lilie unter den Dornen' . . . R. Ibo bezog diesen Bibelvers auf dio
künftige Erlösung. — Wie bei dieser Lilie, wenn sie zwischen Domen ge-
pflanzt ist, es für den Eigentümer schwer hält sie zu pflücken ; er aber sich
damit hilft, dass er Feuer herbeiholt und [zunächst] um sie herum nieder-
sengt und alsdann sie pflückt: so: , Jahwe entbot gegen Jacob
ringsum seine Bedränger', wie beispielsweise Halamisch gegen Neve,
Jericho gegen Noaran, Susitha gegen Tiberias, Kastra gegen Haifa, Lydda
gegen Ono, entsprechend wie geschrieben steht: ,Dies ist Jerusalem,
die ich mitten unter die Völker gestellt habe'; künftig, wenn
die Endzeit naht, was wird der Heilige, gebenedeit sei er, thun ? Er legt
ein Feuer an, brennt ringsherum nieder, entsprechend wie geschrieben steht:
Dann werden die Völker wie zu Kalk verbrannt'; [und] was steht
femer? ,Jahve allein leitet ihn'." — In Ther. r. zu I, 17, worauf bereits
von Nkubaukr a. a. 0. p. 163, 238 und Schlatter a. a. 0. p. 43 hinge-
Digitized by
Google
— 43 —
Liste aufgezählten Ortschaften sind also hier ausser Lydda noch
Jericho und Susithaj der talmudische Name für Hipp o s '), das
zu den Städten der Decapolis gehörte, als heidnische Städte be-
zeichnet; denn letztere haben wir jedenfalls in dem in der
Hds. in verderbter Form vorliegenden pD'^D, bei Jellinek
dagegen intakt erhaltenen i^DID, zu sehen, welche Form nicht
weiter auffällig sein kann, da sie ihr Analogon an dem
OP'JD n?n des Alt. Test/s (L Chron. 4, 31) neben HD'JD "^^q
(Jos. 19, 5) hat; auch sonst kommen zahlreiche Beispiele
für den Wechsel von auslautendem n mit ] bei Ortsnamen
vor^). Wenn wir nun auch eine bestimmte Datirung für
obige Aggada, in der Jericho, Lydda, Susitha etc. als heid-
nische Städte Palästinas bezeichnet sind, nicht geben können,
so sind wir doch im Stande aus der Geschichte von Lydda
und Tiherias zu schliessen, aus welcher Zeit dieselbe ungefähr
stammen kann. Als ausgeschlossen muss nämlich von vorn-
herein betrachtet werden, dass diese Aggada aus vorhadri-
anischer Zeit herrühren, oder, wie Neübaükr annehmen will,
auf die Einnahme Lydda' s, durch Vespasian sich beziehen
könnte 3); da schon Vespasian selbst neben Jahne auch
Lydda den unterworfenen Juden als Wohnort zugeteilt hat,
und dasselbe bis zur Auswanderung des Synedrium nach
Galilaea in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach
Chr. Sitz rabbinischer Gelehrsamkeit war*). Aber auch
nach der hadrianischen Verfolgungszeit tritt uns Lydda noch
als jüdische Stadt entgegen, da wir noch aus der ersten
Hälfte des dritten Jahrhunderts von der Wirksamkeit her-
vorragender Schriftgelehrter in Lydda hören ^). Nach jener
wiesen wurde, sind die hier genannten Städte gleichfalls aufgezahlt als
Exegese zu „Jahwe entbot gegen Jakob ringsum seine Bedränger".
*) S. Buhl, a. a. 0. p. 244; Neübaubb, a. a. 0, 8. 239; Sohüeer, a.
a. 0. U, p. 86 f. I, p. 743.
®) Vgl. HiLDESHEiMBR, Beiträge zur Geographie Palästinas, p. 23.
8) a. a. 0. p. 79.
*) vgl. ScHLATTEB, H. a. 0. p. 31; Schürer, a. a. 0. II, p. 302. 307. 310.
^) S, Bacher. Die Agada der palästinischen Amoräer (Sti-assburg 1892),
I, p. 122 ff. und vgl. a. p. 128. Das von Gratz, Geschichte der Juden ^
IV, p. 299 berichtete Ereignis von der Verfolgung eines ^ItTP "12 i<h^V
Digitized by
Google
— 44 —
Zeit tritt uns aber Lydda in der Geschichte der palästini-
schen Judenheit nicht mehr entgegen, und wir dürfen
daraus wohl schliessen, dass Lydda im Verlaufe der zweiten
Hälfte des dritten Jahrhunderts aufhörte ein jüdischer Ort
zu sein, wenn wir auch nicht im Stande sind, die Be-
dingungen zu erkennen, durch die dieser Wandel her-
beigeführt wurde.
Wir erhalten somit auf Grund der Geschichte Lyddas
die Zeit von der zweiten Hälfte des dritten Jahr-
hunderts nach Chr. abwärts als die Zeit, aus der obige
Aggada denkbar wäre. Gegen diese Datirung spricht
auch nichts von Seiten der Geschichte der Stadt Tiberias ;
denn diese Stadt, die von den Juden nach ihrer Erbauung
durch Herodes Antipas um 26 n. Chr. lange Zeit als unrein
od. "lU^^p ]3 ^h)y von Seiten der kaiserlichen Regierung, der sich während
deB Rabbinats Josuas b. Levi nach Lydda geflüchtet, kann unmöglich wie
ScHLATTER annimmt (a. a. 0. p. 42) als Basis für irgend welche historische
Folgeirungen dienen, denn ganz abgesehen von der Frage, wie weit wir
diesem historische Bedeutung beilegen diirfen, ist in den Quellen zunächst
nicht davon die Rede, dass dieser 'üla, ein „jüdischer Führer*' war; sie
erzählen nur, dass er von der Regierung verfolgt wurde; femer spricht
nur jer. Ter. davon, dass die Stadt belagert und ihr gedroht wurde ver-
heert zu werden, wenn *üla, nicht ausgeliefert würde, während Gen. r.
sect. 94 nur berichtet, dass ein kaiserlicher Bote nach ihm ausgesandt
wurde. Nun wird aber an beiden Stellen das Ereignis nur referirt, um als
Stütze für eine halachische Decision zu dienen, und es hat den Anschein,
dass die Differenz in den beiden Berichten davon herrührt, dass in jer.
Ter. nicht dieselbe Decision durch einen Fall aus der Praxis gestützt werden
soll, wie in Gen. r. ; denn während an letzter Stelle es sich um die Halacha
handelt, dass ein politischer Delinquent todesschuldig sei, wird jer. Ter. ent-
schieden, wenn man von einer Körperschaft verlangt einen beliebigen aus-
zuliefern, damit er getötet würde, unter Bedrohung, dass sonst sie alle ge-
tötet würden, so sollen sie sich alle töten lassen und niemanden ausliefern,
bezeichnet man ihnen dagegen einen bestimmten, so sollen sie ihn aus-
liefern, um nicht getötet zu werden. — Vollends nicht abzusehen ist, wie
Grätz dazu kam, dieses Ereignis in die Regierungszeit der Zenobia zu-
setzen; denn die Zuföiligkeit, dass an der betreffenden Stelle jer.
Ter. über Ereignisse, die sich während der Regierungszeit der Zenobia zu-
trugen, berichtet wird, kann doch unmöglich ausreichender Grund sein, um
anzunehmen, dass auch diese Begebenheit in jener Zeit sich zugetragen
habe. Ygl. betreffs letzteren Punktes auch Bacher a. a. 0. p. 128 Anm. 1.
Digitized by
Google
- 45 —
gemieden wurde und ihnen verhasst war ^), erlangte erst seit
der Mitte des zweiten Jahrhunderts grössere Bedeutung für
die palästinische Judenheit und war vor allem seit der Ver-
legung des Patriarchiats dorthin (um 225) Mittelpunkt des
jüdischen Geisteslebens 2). Dass Susitha aber auch in jener
Zeit noch heidnische Stadt war, ergibt sich daraus, dass es
sowohl in der Tosefta ^) wie im jerusalemischen Talmud *), die
beide dem dritten und vierten Jahrhundert angehören, als
heidnische Stadt Palästinas erwähnt wird.
Auch Jericho kann erst nach dem grossen Kriege gegen
Rom heidnische Stadt geworden sein, denn bis dahin bildete
es mit seinem Gebiete einen Bezirk der Provinz Judaea.
In nttnn tabenwir das Adasa, das nordöstlich von
Bfethhörön in der Nähe von Gophna lag, zu sehen, das gleich-
falls ein samaritanischer Ort war. Bei ihm hatte Judas Lager
geschlagen, als er den Entscheidimgskampf gegen Nikanor
führte ^).
^•^^35 dies ist wiederholt im Alt. Test, als benja-
minitische Stadt erwähnt (Jos. 18, 25 u. ö.); man hat es
neuerdings mit dem Dorfe Btreh zusammengestellt, das die
erste Station auf dem von Jerusalem nach Norden führenden
NahuluS'Wege bildet^). Es war also durch seine Lage ein
bedeutsamer Ort, durch die es sich an Jericho, B&thhörön,
Adasa und Lydda organisch anschliesst. Seine unmittelbare
Nähe bei Jerusalem lässt es ausgeschlossen sein, das Be'erot
vor dem jüdisch-römischen Kriege eine heidnische Stadt ge-
wesen sein könnte; dagegen werden wir aus dem erwähnten
Grunde um so sicherer anzunehmen haben, dass nach der
Verwandlung von Jenisalem in die römische Colonie Aelia
^) S. Bäbbkeb PcUäsHna und Syrien, bearbeitet von Socnr (Leipzig
1880)», p. 261.
») S. GrItz a. a. 0. p. 242 und Sooin a. a. 0.
») OlMlot XVIII, 4, (ed. ZüCKKRMANDKL. p. 616, 23). 8. SOHÜBBB,
a. a. 0. I, 86.
*) ScheUit c. 6, b. 1, f. 36c.
*) Schürer a. a. 0. p. 170, Anm. 20.
«) 8. Bühl a. a. 0. p. 173.
Digitized by
Google
— 46 —
Capitolina unter Hadrian und der Vertreibung der dort noch
anwesenden Juden, wie dem bei Todesstrafe erlassenen Ver-
bote, dass kein Jude fortan das Gebiet der Stadt betreten
dürfe, welches Verbot noch in den folgenden Jahrhunderten
Zu Kraft bestand '), auch Be'erot aufgehört hatte, eine jüdische
Stadt zu sein,
D17t£^. In dieser Form kommt ein Ortsname sonst
nirgends vor. Wohl aber wird ein 0*51^ "1DD sowohl im je-
rusalemischen wie im babylonischen Talmud als heidnischer
Ort Palästinas erwähnt 2). Auch 1. Makk. 7, 31 nennt ein
Kafarsalama, bei dem es zu einem Treffen zwischen Judas
imd Nikanor kam. Man identificirte dieses mit dem östUch
von Jafa, nicht weit von Lydda, liegenden Dorfe Sälamey da
nach späteren Nachrichten ein Kafarscdam in dieser Gegend
gelegen hat^). Durch diese Lage würde dieser Ort zu der
Situation, wie sie für unsere Apokalypse durch Jafa-Jope
einerseits und Lydda, B^thhörßn etc. anderseits gegeben ist,
vorzüglich passen. Ich glaube daher, dass wir in dem U\^^
unseres Denkmals nicht nur eine vielleicht durch Unkennt-
nis eines Schreibers entstandene Schreibung für ursprüng-
liches ühz* ZU sehen haben, sondern dass wir auch berechtigt
sind, es für identisch mit dem Salame östlich von Jafa zu
halten. Dass "1&2 in unserem Denkmal fehlt, hat nichts Auf-
fälliges, da wir auch sonst Beispiele dafür haben, dass bei
den mit 1DD zusammengesetzten Orten dieses weggelassen
wurde, so steht Chag. 3» ]'^y'^PB für |Tpö "1Ö3 *).
7nDW> SamarichSebasie (mit plene Schreibung auch in
der ersten Silbe), gehörte seit der Zeit Alexanders des Grossen
zu den hellenistischen Städten Palästinas imd war nur unter
den Hasmonäem auf kurze Zeit (von 107 — 63 v. Chr.) mit
dem jüdischen Gebiete verbunden. Auch nachdem diese
Stadt durch Herodes zu neuer Blüte gelangt war, war ihre
^) Vgl die Zeugnisse der Kirchenväter: bei Sob^kicb, a. a. 0. I. 584
Anm. 125.
*) S. Neubaijib a. a. 0. p. 172 f.
») Schüler, a. a. 0. p. 169 f. Anm. 26 und Bühl, a. a. 0., p. 196.
*) S. Neubauer, a. a. 0., p. 81.
Digitized by
Google
— 47 —
Einwohnerschaft eine vorwiegend heidnische. In den Kämpfen
zwischen den Juden und Römern sehen wii* sie auf Seite der
Letzteren. Unter Septimius Severus wurde Samaria-Sebasta
römische Colonie ^), und war also auch in der Zeit, auf die
unsere Liste durch Lydda, Susitha und Jericho uns verweist,
eine nichtjüdische Stadt.
nön Welcher der verschiedenen Orte, die uns unter dem
Namen Hamat oder Hamata bekannt sind, hier gemeint ist,
wird sich mit voller Sicherheit kaum entscheiden lassen.
Für die Zeit, in die, wie wir bis jetzt gesehen haben, unsere
Liste uns verweist, muss wohl das bei Tiberias gelegene
Hamat wegen der unmittelbaren Nachbarschaft beider Orte 2)
ohne weiteres als ausgeschlossen betrachtet werden. Auch
von Hamata bei Gadara scheinen wir auf Grund von Tos.
Erub. IV iin. und Jer. Erub, c. V, h. 7, f. 22* unt., wo be-
richtet wird, dass R. Jehuda Nasi den Einwohnern von Hamata
nicht gestattet hat, am Sabbat nach Gadara zu gehen ^), an-
nehmen zix müssen, dass es in jener Zeit jüdische Einwohner
hatte. In Ther. r. ist nun ein fc^Pcn unter den drei Orten ge-
nannt, an denen Hadrian nach der Unterdrückung des Bar-
Eochba Aufstandes Militärposten aufstellte, um auf die Flücht-
linge zu fahnden *). Mit Recht, hebt Neubauer hervor, dass
wir dieses Hamata in Judaea zu suchen haben ; er woUte
daher Emmaus-Nikopolis in ihm sehen. Dagegen spricht
aber, dass, wie Neubauer selbst nachweist^), Emmaus-Niko-
POLis in den rabinischen Schriften consequent D')&«Ci< ge-
schrieben wird. Ich glaube daher, dass dieses Hamata mit
dem Imc. 24, 13 u. bei Josephus erwähnten Emmaus in
^) S. ScHÜHER, a. a. 0. n. 10 u. ff.
^) Nach dem TcUrmid jer, Erub, V, 7 wären beide in jener Zeit sogar
zu einer Stadt verbunden gewesen; s. Nbubaüeb, a. a. 0. p. 208.
^) S. Orätz, Notizen zur Topographie Palästinas (Monatsschrift für
Geschichte und Wissenschaft des Jadentums, Jhig. 1880, p. 488).
*) S. Neübaüeb, a. a. 0., 115. Diese Notiz steht jedoch nicht Ther,
r. II, 3, sondern J, 17; auch ist als Name des Ortes nicht |nDn sondern
tenion angegeben.
») a. a. 0., p. 101.
Digitized by
Google
— 48 —
der Nähe von Jerusalem identisch ist, das Vespasian
nach der Besiegimg der Juden in eine Militärcplonie ver-
wandelte *); denn in dem Namen der Ruinenstätte Elt^masay
deren Identität mit dem Emmaus des Evangeliums und Jo-
sephus überaus wahrscheinlich ist 2), hat sich dessen ursprüng-
liche Namensform fc^non bis heutigen Tags annähernd erhalten.
Dieser Ort hat auch durch seine unmittelbare Nähe bei Bittifj
dem Beth-thety wo Bar-Kochba geschlagen wurde ^), viel mehr
Wahrscheinlichkeit für sich, als das in beträchtlicher Ent-
fernung von Bittir liegende Enmiaus-Nikopolis, wo man nicht
recht einsehen könnte, aus welchem Grunde gerade dort
Militärposten hätten aufgestellt werden sollen. Unmöglich
wäre es auch nicht, dass in dieser Notiz durch den Ereig-
nissen Fernstehende die Ansiedlimg einer römischen Militär-
colonie in Emmaus durch Vespasian mit der hadrianischen
Verfolgung in Beziehung gebracht wurde. Es liegt nun auf
Grund dieser historischen Bedeutsamkeit dieses Ortes über-
aus nahe anzunehmen, dass dieser mit dem ncn unser Liste
gemeint sei.
In QJ'sjy J^'sjj haben wir jedenfalls das im Berglande
Judaeas gelegene ni3g. n\? zu sehen, da schon die LXX als
Namen dieses Ortes Bat&ava|JL hat*) und in den Onomastica
des Eusebius und Hieronymus er Bethenim^) genannt ist, und
auch der moderne Name desselben Beit 'Äinün ist®), so dass
wir also auch das üTV n^3 unseres Denkmals für ursprüng-
lich zu halten haben.
•^•^^^ Ein Ortsname T^^< ist sonst nirgends genannt;
vielleicht haben wir in ihm eine leicht mögliche Verschrei-
bung von dem 1 MaJcJc. 13, 20 und bei Josephus erwähnten
») S. Schüber, a. a. 0. I, 537 ff.
') S. TÄe Survey of Western PcUestine, Memoirs by Conder und
KiTOHRNBR, vol. III (1883), p. 36—40.
») S. Schürer, a. a. 0. I. 579 f. Anm. 111.
*) S. Buhl, a. a. 0. p. 158.
*) Onomastica sacra ed. de Lagarde2 (Göttingen 1887), 121, 27.
259, 68.
•) S. I%e Survey of Western FaUstine a. a. 0., p. 311.
Digitized by
Google
— 49 —
Ädora^), im Alten Test, cni"!.^ (2 Chron. 11, 9), das gleich-
falls im Berglande Judaeas lag, und durch seine Lage ein
bedeutender Ort war^), zu sehen.
Auch 1BD schlechtweg kommt als palästinischer Orts-
name nicht vor; wohl aber ist uns aus dem Alt. Test, ein
"l?p n^"!p als Stadt im südlichen Teile Judas bekannt (Jos.
15, 15 f. Jud. 1, 11 f.)> die, wenn, wie man annimmt, mit
Ed'daharije identisch, durch ihre Lage gleichfalls ein be-
deutender Ort gewesen wäre 2). Da wir nun auch sonst
Beispiele haben, dass mit n''"1p zusammmengesetzte Städte-
namen auch ohne H^'lp vorkommen (vgl. n*Jg3 Jos. 15, 9 f.
u. ö. für ^23 rnp u.'lV.: Ps. 132, 6 für cny; ni"3P) so könnte
man vermuten, dass mit IDD unserer Liste "ICD H^p ge-
meint sei
Im Anschlüsse an diese drei Ortschaften will ich
HD^O, niD^n n^2 u. n^ behandehi.
HD^Ö kommt als historischer Ortsnamen nicht vor. Da-
gegen wird Gitt 55^ unt. 57* ein Nr*?D 1120 unter den im
hadrianischen Krieg zerstörten Orten genannt, wofür sich
jer Taan. c. IV, h. 5, f. 69« und Ther. r. z. 11, 2 pyoir llü
findet, und das Schlatteb für die Festung bei Bittir hält^) .
Ob dieses XD^D 11Ü mit dem DD^D unserer Liste gemeint
sei, wage ich jedoch nicht zu entscheiden.
Desgleichen möchte ich bezüglich HS und niD^H H^S
darauf hinweisen, dass in den angeführten Talmud- u. Midrasch-
stellen ferner unter den im hadrianischen Bj-ieg zerstörten
Orten des Berglandes Judaeas ein \^2 "ISD (Rklands Idendi-
fication desselben mit dem bei Josbphus Bdl, jud. IV, 552
erwähnten Ka(potpaß(^ *) scheitert daran, dass nach der kri-
tischen Ausgabe von Niese {Josephi opera, t. VI, BeroL
*) S. SoHÜRKR, a. a. 0. I, 208.
') S. The Swreey of Western Palästine, a. a. 0. p. 305. 402. 405 ;
BüHu a. a. 0. p. 164.
^) a. a. 0. p. 139 f.; ebnd. u. p. 136 ff. gibt Schlattkr Auszüge aus
den Midrasoh- und Talmud-Stellen, auf die ich hier verweise.
*) PcUaestina, t II, Norimb. 1716. p. 684. 686. Nrubaurr a.a. 0. p. 71;
HiLDESHRiMER a. a. 0. p. 12, Anm. 96.
Btittenwieser, RUas Apokalypse I. 4
Digitized by
Google
- 50 -
1894) Xapaߣv die besser bezeugte Lesart ist) und ein
U^hfW IM od. X^briK' isr genannt wird, und dass uns diese
beiden Namen möglicherweise entstellt in HD u. HID^n D^ZJ
vorliegen. Dass 0^2 für "IM seht, kann ebensowenig auf-
fallen, wie nach dem ob. p. 115 zu £1*?^^ Bemerkten das
Fehlen von IM bei V\2 *, ähnlicher Wechsel von "IM u. n^2
kommt öfters vor.
Die Aufzählung dieser letzteren sechs Ortschaften imter
den nichtjüdischen Orten Palästinas seitens unserer Liste
dürfte aber den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen, wie
sie sich nach dem hadrianischen Kriege in Palästina heraus-
gebildet, und bis zur allgemeinen Durchführung „gemischter
Bevölkerungsverhältnisse" in den palästinischen Communen
unter den christlichen Kaisern wohl bestanden haben werden.
„Denn das Bergland Judaeas war seit dem Kriege
Hadrians für die Judenschaft vollständig verloren imd zum
königlichen Bergland, l'rCD "IH, geworden"'). Ander-
seits mussten sich einzelne jüdische Ortschaften im südlichen
Teile des Gebirges Juda erhalten haben, da in dem Onomasticon
des EüSEBiüS 'Avaia und 'IsTjav (Jutta) als jüdische Orte
bezeichnet sind^).
^) S. ScHLATTBR a. a. 0., p. 43. Im Gegensatz zu der von Gbätz auf-
gestellten Hypothese über den Namen 'jyc7^ "ID (*• »• 0., p. 158), die
Neubauer seinerseits acceptirte (a. a. 0., p. 41), scheint Schlatter mit
seiner überaus einleuchtenden Erklärung dieser im Talmud häufig vor-
kommenden Bezeichnung für das Bergland Judaeas (vgl. a. a. 0. p. 136)
das Richtige getroffen zu haben. Auch wird die Annahme von Grätz und
Neubauer, dass mit '^^)2T\ "IH das Gebirge Ephraim bezeichnet sei, durch jtr,
Schehiü c. IX h. 2, f. 38cl., aufs schlagendste widerlegt, da dort ausdrück-
lich das Gebirge Juda als "|^):^n IH bezeichnet ist (Neubauer a. a. 0.
citirt irrtümlich die Mischna). Ungenau ist es daher auch, wenn Schlatter
p. 136 im Widerspruch zu seiner hier vertretenen Anschauung vom «könig-
lichen Bergland** als „dem Gelände um Jerusalem her^' spricht
Beweisend für diesen Zusammenhang der Dinge dürfte vielleicht auch die
weitgehende Änderung, die die Organisation der Provinz Judaea nach
diesem Kriege erfuhr, wie die Thatsache sprechen, dass selbst der Name
Judaea beseitigt wurde, und die Provinz mit dem alten herodotischen Namen
Syria Palaestina bezeichnet wurde (s. SchDrer a. a. 0., I, 639f,;
MoMMSEN» Römische Geschichte* (Berlin 1885), V, 646).
») a. a. 0. 22145. 266,49.
Digitized by
Google
- 51 —
Keine sichere Entscheidung ist bei ^13Ö P^S? bei
Jellinek ^K^*TiO P^S? möglich. Die Lesart der Hds. würde
nahe legen, in ^^1yo eine ungenaue Schreibung fiir hlV2 zu
sehen und n^2 als secundär hinzugekommen zu betrachten
und anzunehmen, dass irgend eine der MigdcH oder Magdala
geheissenen Ortschaften hier vorläge. Durch die Lesart von
J hingegen würde man eher geneigt sein, an das in den
Onomastica erwähnte Magdiel zu denken, das nördlich von
D6r lag, und das man mit der gewaltigen Ruinenstätte ^Atlity
wo im Mittelalter das GasteUum peregrinorum errichtet wurde,
zusammengestellt hat ^), da die Lage dieses Ortes seine Auf-
zählung in unserer Liste nicht unbegreiflich erscheinen liesse.
Keiner besondern Erwähnung bedarf die Aufzählung von
mX, Tyrus, iT318S3K, Äntiochia, und nXmJDD^K, ÄUsxan-
drta^ in unserer Liste ; sie erklärt sich sowohl aus der Lage
wie der historischen Bedeutung dieser Städte von selbst.
In DnK haben wir die Bezeichnung für Roma urbs und
nicht für Imperium Romanum zu sehen ^); denn analog allen
übrigen Namen unserer Liste haben wir auch hier anzu-
nehmen, dass ims der Name einer Stadt vorliegt. Auch in
Aggadat MascJiiach ^) steht GHN für Roma urhSj imd zwar steht
es da parallel zu ^D^l, und durch den Lihalt ist jeder Zweifel,
dass es sich nicht um die Stadt Rom handele, ausgeschlossen:
-l>j;n HDin rb^T\ . . • "T»j;n n« G'»D21d^ »Und eine Offenbarungs-
stimme wird zum zweitenmal ertönen: Ziehet nach Edom
und vollstreckt dort meine Rache. Darauf werden die
Israeliten gen Rom ziehen — und eine Offenbarungsstimme
wird zum drittenmal ertönen: Gehet vor in der Weise, wie
Josua bei Jericho vorging. Darauf werden sie die Stadt um-
ziehen . . . dann wird die Stadtmauer einstürzen."
1) 8. Bühl a. a. 0., p. 211.
^ Bezüglich der in den rabbinisohen Schriften üblichen Bezeichnung
Eom's mit Edom vgl. Schübkr a. a. 0., U, 650 und die dort angeführte
litteratur über diesen Punkt.
«) a. a. 0.
4*
Digitized by
Google
— 52 —
Um das Resultat der Untersuchung unserer Liste noch
einmal kurz zu registriren, so gewannen wir als tempus
a quo die Zeit nach dem grossen Kriege gegen Rom
und als tempus ad quem das erste Viertel des vierten
Jahrhunderts n. Chr. Eine Handhabe zur engeren Be-
grenzung innerhalb dieses Zeitraums bot unter den sicher
feststehenden Namen die Stadt Lydda, deren Q-eschichte uns
ftir die Entstehung unserer Liste in die Zeit von der
zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts abwärts zu
verweisen scheint.
Digitized by
Google
VI.
Die Personeimameii der Elias-Apokalypse.
Die Frage nach dem ursprünglichen Text der auf den
ersten Blick als sichtliche Entstellungen sich erweisenden
Namen wie rDfSTitly D1^ES^^^ TP^ ^* ^' kann nur im
Zusammenhang mit der Frage nach dem historischen Hinter-
grund unserer Apokalypse entschieden werden und muss
deshalb vorerst noch offen gelassen werden. Da es mir
jedoch zweckmässiger erscheint, der Untersuchung des
historischen Hintergrundes eine Übersetzung imserer Apo-
kalypse vorhergehen zu lassen, so dürfte es deretwegen an-
gebracht sein zu D1^ES*^^*5 TpÖ schon hier zu bemerken,
dass, wie yiüV des folgenden |nDy m^non hD^ beweist, hier
nicht der Name einer, sondern nur zweier P ersonen
vorliegen kann; wir hätten daher entweder anzunehmen,
dass ein 1 copulativum zwischen ypü u. Cl'PtOl^p ausgefallen
wäre, oder dass ursprünglich noch ein dritter Namen auf
die beiden folgte. Ich nehme vorweg, dass durch unsere
spätere Untersuchung Ersteres sich als wahrscheinlich er-
weisen wird.
Digitized by
Google
vn.
Dar Hessiasname.
Der Messias wird in unserem Denkmale T\T^ genannt;
denn da pri vor 1DI&* steht, so kann hier, ganz so wie in den
beiden andern Beispielen iDt^' n^D^D, IDr H^r:, nur Relativ-
verbindung vorliegen : das 1 kann also unmöglich 1 copulativum
sein und kann nur zu dem Namen gehören.
1^)^^ kommt als Messiasname in der rabbinischen Litte-
ratur sonst nirgends vor ; wohl aber unter Berufung auf Ps. 72,
17 überaus häufig der ihm sehr ähnliche Name jl3^ *). Da die
grosse Ähnlichkeit beider Namen es nahe legt, dass wir es bei
ihnen nur mit einem und denselben Namen zu thun haben,
so würde man zunächst Bedenken gegen die Ursprünglichkeit
unseres Textes haben. Ich sehe jedoch in der Form, in der
ims dieser Name in unserer Apokalypse vorliegt, den
Schlüssel zur Erklärung desselben und halte des-
halb sie für ursprünglicher als das sonst vorkom-
mende jl3''-
Der Name jl3^ kommt in Talmttd und Midrasch
durchgehends in Verbindung mit der Anschauung von der
Praeexistenz des Messias vor*) die auch in unserer
^) Ther, r. z. I, 16 gg. E. Synh. 98 b. Pes. 54 a. Ned. 39 a. Jalq.
Schim'oni I, § 20, f. 7 a. Pirqe cU E, EUeser c. 3. Midrasch Mischle
z. 8, 9, p. 59. u. ö. Vgl. ScHOBTTeKN, Horae Hebrcuicae et Talmuäicae
n, 240.
*) Sie liegt mit Ausnahme von Mid/r, Ther, r. und Synh. 98 b klar
ausgesprochen an sämmtlichen übrigen oben angeführten Stellen vor,
wo es heisst: niin p I^NI üh^V^ N^Sitt^ Glip INHDi Cn^l r\V2W
iDtt^ ]ii^ i^*r2ir '»is^ D^^yb ^ü\r/ ^n^ 2^nD"i n^irc ^ir idk^ (nach Pes. 54 a)
Digitized by
Google
— 55 —
Apokalypse vorzuliegen scheint, da in ihr der Messiaa vom
Himmel herabkommt ^).
„Sieben Dinge wurden vor der Erschaffung der Welt geschaffeD ; folgende
sind es: Die Tora, und die Busse und das Paradies und die Hölle und
der Thron Gottes und das Heiligtum und der Name des Messias
„Der Name des Messias:" ; denn in der Schrift heisst es: ,S ein Name
daure ewig; so lange die Sonne scheint.... sein Name"*
Weber befindet sich uach meiner Ansicht im IiTtum, wenn er (Jüdische
Theologie, p. 355) in wörtÜchev Auffassung von ytyi* die Meinung vertritt,
dass hier nur von einer Praedestination des Messias von Ewigkeit an die
Rede wäre und nicht von einer „realen** Praeexistenz , und dass letztere
Vorstellung erst „die spätere jüdische Theologie" ausgebildet hätte. Es
verhält sich vielmehr mit yt2^ hier genau so wie in den Büderreden
des Buches Henoch, wo. c. 48, v. 3 „Und ehe die Sonne und die
Zeichen geschaffen, ehe die Sterne des Himmels gemacht
waren, ward sein (des Messias) Name genannt vor dem
Herrn der Geister" die Praeexistenz des Messias in gleicher Weise
ausgesprochen vorliegt wie ebd. v. 6 „Und darum ward er auser-
wählt und verborgen vor ihm, ehe denn dieWelt geschaffen
wurde, und bis i nE wigkeit wird er vor ihm sein" (s. Schübeb
a. a. 0. II, 445).
Webers Einwand, dass „auch die mit ihm (dem Messias) als praeexistent
genannten Väter, das Volk und das Heiligtum nicht wirklich, sondern in
Gottes ewigem Heilsrat vorhanden waren*S wird einerseits dadurch hinfällig,
dass an allen Stellen einschliesslich Midr. Mischle z. 8, 9 wo der Messias
unter den Dingen genannt wird, die geschaffen wurden (I5<12i) ^^^ ^©r
Schöpfung der Welt, die Väter und das Volk Israel nicht genannt sind;
anderseits dadurch, dass, wie die apokalyptische Vorstellung von dem
himmlischen Jerusalem, das in der messianischen Zeit auf die Erde herab-
kommen wird, zeigt, man sich ja insonderheit das Heiligtum als praeexistent
dachte (s. SchÜbkr a. a. 0., p. 423. 446, Anm. 36. 451 f. u. vgl. zu den
an letzterer Stelle gegebenen Nachweisen auch Midrasch Wajoscha (bei
Jkllinek a.a, 0. III, 56): int^IHtt^ 1DD Q^DK^H |D H'D p'H "im^ ^D^'Hni
ni^o'? n"2 pTl „Und der Heilige, gebenedeit sei er, wird aus dem Himmel
den Tempel herabkommen lassen in der Gestalt, wie der Heilige, gebenedeit
sei er, ihn [einst] dem Mose gezeigt hatte" u. jer. Ber. c. IV, h. 5, f. 8c
l^pD^i^* G'»inpn rip n^2 "i:aD jiidd ]toD^:r c^ir-ipn ^rr-ip n^2. vDas
Allerheiligste auf Erden liegt in der Richtung des Heihgtums im Himmel^').
Zum Überfluss ist endlich im Jcdqut SchMoni noch hinzugefügt, dass „nach
einer andern Ansicht nur die Thora und der Thron der Herrlichkeit [wirk-
lich] geschaffen wurden, bezüglich der andern (der übrigen fünf) dagegen
der ßeschluss gefasst wurde sie zu schaffen/'
^) Dass dies die Vorstellung luiserer Apokalypse ist, zeigt einerseits,
Digitized by
Google
- 56 —
Ich werde im zweiten Teile meiner Arbeit auf die
Lehre von der Praeexistenz des Messias näher einzu-
gehen haben und dabei einerseits zeigen, dass wir es
in dieser Ansicht von einem praeexistenten Messias und in
der ihr entgegenstehenden Auffassung desselben als Menschen
mit zwei ursprünglich völlig getrennten und grund-
verschiedenen Vorstellungskreisen zu thun haben;
anderseits beabsichtige ich nachzuweisen, dass zwischen
der Lehre von der Praeexistenz des Messias und dem Vohu-
Mano Mythus des Parsismus, wie auch sonst zwischen der
jüdisch-christlichen Eschatologie imd dem Parsismus, überaus
weitgehende Beziehungen bestehen.
Ich nehme deshalb hier bereits vorweg, dass ich in VlT^
den Namen „Vohu-Mano" vermute. In Anbetracht der
spätem Formen dieses Namens im phlv., Vehuman, Vdhman,
ist die Entstellung desselben zu p3^1 nur gering.
Dass der Name des Vohu Mano Eingang iin die
jüdische Eschatologie fand, kann nichts weiter Auffälliges
bieten, wenn man an den bedeutenden Einfluss des
Parsismus gerade auf die Ausbildung der jüdischen Angeologie
denkt, der soweit ging, dass bei einigen der „sieben Geister-
fürsten" selbst der Name der entsprechenden parsischen Gott-
heit unverändert aufgenommen wurde (vgl. Kohüt a. a. 0.
p. 43 ff.) Als dann später jede Erinnerung an die Her-
kunft dieses Namens längst geschwunden war, und dieser
dadurch vielleicht auch bereits zu der in unserer Apokalypse
vorliegenden Form entstellt war, wird wohl dessen secundäre
Anlehnung imd Anpassung an das gleichfalls nicht mehr ver-
standene Wort r\l^ des Ps. 72, 12 erfolgt sein^).
dass er bei seiner Erscheinung: von Engeln begleitet ist; anderseits geht
es deutlich aus der schon einmal (ob. p. 18) citirteu Parallelstelie aus dem
Alphabet-Midrasch des R. Akiba hervor, wo es heisst : n^ti^?2 Nr.t^ (V2^
(s. die Übersetzung ob. p. 18).
'-) Seine Analogie dürfte dies, wie mich Herr Prof. Kautzsch in Halle
freundlichst aufmerksam machte, an dem Auftreten des Eudo dt Stella od. Eon
haben, welcher im 12. Jahrhundert in der Bretagne umherschweifte und die
Gemüter verwirrte, von dem es bei Wilhelmis Ktubringensis de rebus anglids
Digitized by
Google
- 57 —
Eine Stütze für meine Vermutung dürfte auch darin
gesehen werden, dass noch an einem anderen Punkte unserer
Apokalypse persischer Einfluss vorzuliegen scheint. Es ist
dies das Monatsdatum der in ihr geschilderten
Schlachten der Endzeit. Als dieses ist durchgehends
der zwanzigste des Monats genannt. Zur Erklärimg des-
selben bieten weder die religiösen Vorstellungen des Juden-
tums noch die des Christentums den geringsten Anhalt; wohl
aber finden wir die befriedigende Erklärung für dasselbe
im Parsismus. Denn in diesem ist der zwanzigste eines
jeden Monats dem Bahrftm, dem „Genius des Sieges"
imd „der den Feind vernichtenden Macht", dem
Kriegsgott der persischen Mythologie, geweiht') In eschato-
logischen Vorstellungen, die auf dem Boden des Parsismus
entstanden, würde es daher sehr nahe liegen zu erwarten,
dass die Kämpfe der Endzeit sich an diesem Tage abspielen
würden.
Dass diese Quellen aber auch noch in späterer Zeit das
Ansehen heiliger Traditionen genossen, und dementsprechend
auch noch die spätere eschatologische Litteratur neue An-
schauungen unmittelbar aus ihnen aufiiahm und dadurch den
vorhandenen Vorstellungskreis immer wieder von neuem er-
weiterte und umgestaltete, dafür liegt uns ein direktes Zeugnis
in Talmud Bably Synh. 97*^ vor, wo für die Entscheidung
der discutirten Frage, wann das messianische Zeitalter ein-
treten wird, eine parsische Tradition herangezogen wird. —
Die Stelle lautet:
lib, 2, c. 19 heisst: £udo is dicebatur, natione Brito, agnomen babens de
Stella, homo illiteratus et idiota, ludificatione dementatus, ut, cum sermone
Gallico Eon diceretur, ad suam personam pertinere crederet, quod in
ecclesiasticis exorcismis dicitar, scilicet „per ewm, qui venturus est judicare
vivos et mortuos et saeculum per ignem." Ita plane fatuus, ut Eon et
eum nesciret distinguere, sed supra modum stupenda caecitate crederet, se
esse dominatorem et judicem vivorum et mortuorum. Eratque per
diabolicas praestigias tarn potens ad capiendas siniplicium animas, ut —
seductum sibi multitudinem aggregaret, quae tota illum tanquam dominum
dominorum individuo sequeretur.
') s. Le Zend-Ävesta a. a. 0. I (Annales XXI), p. 34 f. II, p. 301.
359 fr.
Digitized by
Google
- 58 -
n-)^:D n^3i in« cin ^riNi^D pjdv 21^ «D^^nn 13 pn di n^^ n^r
ni^^^n*? ^b "ION fS ]'»^iD IT ^h '»nno« ir";p ]ii^*'?i nniir&< h^ihd nnN
non^D pD Din'» '^lyn c^iy btr in«n3^ n:«^ 'n^i D'»ytrni c^noi g^b^n
inno n'DpTi f «1 nnr^n ni?2^ '^\r;r\^ :iaDi :i: non^o po a:^:r\
niir C^B^X nyDt^* in«^ ^h^ ^üh^V r\^ „Rab Chanan bar Tachlifa
liess Rab Josef wissen: [einst] traf ich jemand, der
eine Rolle, die in aramäischer Schrift geschrieben und
in der heiligen Sprache abgefasst war, besass. Ich
fragte ihn: Wie kam diese in deine Hände? Er ant-
wortete mir: ich war in persischen Kriegsdiensten, und da
fand ich sie unter persischen Schriften. In ihr stand ge-
schrieben: Nach Verlauf von 4291 Jahren seit Erschaffung
der Welt wird die Welt verwaist sein; zunächst folgen* die
Drachenkämpfe, dann die Kämpfe des Gog und Magog, und
die übrige Zeit wird die messianische sein. Eine neue Welt
aber wird der Heilige, gebenedeit sei er, erst nach sieben
Jahrtausenden schaffen."
Dieses Zeugnis für die Verschmelzung fremder mytho-
logisch-eschatolögischer Anschauungen mit den eigenen
Erwartungen und Vorstellungen in so später Zeit ist aber
von nicht geringer Bedeutung. Es zeigt, dass, sowohl um
das Vorhandensein mythischer Stoffe in der Apokalyptik, wip
die nebeneinander herlaufenden verschiedenen Sagen- imd
Vorstellungskreise zu erklären, uns nicht nur nichts nötigt,
mit GrUNKEL Und Bousset anzunehmen ^), dass die Aufnahme
dieser fremdländischen Gebilde nur in alter Zeit stattgefunden
haben kann, und diese Jahrhunderte hindurch in mündlicher Ge-
heimtradition fortlebten, welche allein die unmittelbare Quelle
litterarischer Darstellung gewesen sei: sondern dass die
. sprechenden Thatsachen, wozu wir auch den an letzter Stelle
erwähnten Zug aus dem Parsismus in imserer Apokalypse
rechnen dürfen, uns ein ganz andere^ Verhältniss der Dinge
erkennen lassen.
*) s. GuNKEL a. a. 0. p. 252 ff. 265 292. u. ö. Bousset a. a. 0. p.
ff. 121 ff. u. ö.
Digitized by
Google
VIII.
Der Gebrauch von QV in dem Denkmal.
An die bisher behandelten Fragen, die unter anderm
auch im Hinblick auf die Textesfeststellung des Denkmals er-
örtert werden mussten, schliesse ich, bevor ich die Über-
setzung gebe, noch eine lexikalische Bemerkung an. Es be-
trifft dies den Q-ebrauch von CV in unserer Apokalypse.
Die Stelle GV C^i;2nvSD') inx XIHtr pinN* CV NID'' nnNi (p.
22, Z. 3) zeigt dass DV hier, ebenso wie der DID'' UV „Tag
*) Die VorstelluDg, dass der „jüngste Tag", die Zeit des letzten
Gerichts, während welcher die alte "Welt untergeht, und eine neue
Schöpfung vor sich geht, vierzig Tage dauere, liegt auch vor im Alpha-
bet-Midrasch des R. Akiba (a. a. 0. p. 39), wo in Anlehnung an
Mal. 3, 19 ausgeführt wird: QV D^n ^D (so ohne Artikel zweimal citirt)
Dv G^yDiN in« N3i^ Gvn inixi^' ndh Gvn . "»ymn D^rhc N^nir
iniN3 pr\^: ']Dh minn n:n: nv G^y^iKDi -i^in n^^i: cv G^y^nNstr
^ir iDi'^tr r\"2p''r\ bw ^üV2 Hh^ gin h^ ^üV2 nv '^v^i^ Ninir Gvn
♦G^Jt^ rj^X n"Dp"n «,Denn der Tag kommt': das ist der Tag des
grossen Gerichts . . . lünd versengen wird sie' : das ist die Flamme
des Höllenfeuers, das die Gottlosen versengt — ^der Tag, der da
kommt'; denn jener Tag, der da kommt, dauert vierzig Tage; denn
vierzig Tage dauert die Bildung des Foetus, und vierzig Tage dauerte die
Gesetzgebung; deshalb werden sie gerichtet an jenem Tage, der vierzig
Tage dauert, gemessen nach dem Zeitmasse, mit dem die Menschen einen
Tag bemessen und nicht nach dem Zeitmasse eines Gottestages ; denn ein
Tag Gottes dauert tausend Jahre".
Die Begründung, die hier für diese Vorstellung gegeben wird, kann wohl
kaum als Erklärung für die Entstehung derselben betrachtet werden, und wird
vielmehr als spätere Speculation über diese Vorstellung zu beurteilen sein.
Ähnlich wie in dem Alphabet-Midrasch findet sich diese Vorstellung
auch in der syrisch erhaltenen Predigt des Syrers Ephraem ,jDe Agog et
Digitized by
Google
- 60 -
Jahves" bei den Propheten i), nicht einen astronomischen
Tag bedeutet, sondern einen längeren Zeitraum, „Zeit"
schlechtweg. Ebenso steht DVD D in GV2 12 IT ni^tt^*? Tnpl
]DW cvhv (p. 16, Z, 2 V. unt.) und niyn i^^i^* ÜV2 n ynn^ Tnjn
(ibid. Z. 1 unt.), wie dies der weitere Inhalt unserer Apo-
kalypse beweist, in der Bedeutung „in jener Zeit". — Auch
sonst in der apokalyptischen Litteratur kommt dieser Aus-
druck, ganz so wie N-inn U^^2 bei den Propheten, in dieser
Bedeutung überaus häufig vor. Besonders zahlreich sind die
Beispiele im Buche Henoch. Aus der grossen Zahl der-
selben will ich als besonders eclatant nur eines hervorheben:
„Und an jenem Tage werde ich meinen Auserwähl-
ten unter ihnen wohnen lassen, und werde den
Himmel umgestalten, und ihn zum ewigen Segen
und Lichte machen" (c. 45, 4), wo xmter „an jenem
Tage" die Gesammtdauer der messianischen Zeit
verstanden ist.
Magog et de fine et consummatione^' (in Sancti Ephraem Syri Hynmi et
Sermones ed. th. j. lamyTodi. ÜI, p. 187 ff.)« wo es heisst: Mittet Domi-
nus in terram ignem, qui eam per quadraginta dies obtinens
purificabit ab iniquitate et a sordibus peccatorum (§ 12, p.211f.).
*) Als eclatantes Beispiel möchte ich hier nur auf Ez. 30, 3 hin-
weisen, wo py Di^ parallel zu c^^jj pg steht
Digitized by
Google
IX.
Übersetzung.
Das Bach Elia; sein sei zun Guten gedacht.
Hierauf legte er sich nieder und schlief ein unter einem
Q-insterstrauch. Da! — ein Engel Gottes berührte ihn und
sprach zu ihm: Richte dich auf um zu essen!
Dieses Geheimnis offenbarte Michael, der grosse Engel-
fürst Israels, dem Propheten Elia auf dem Berge Karmel:
das Ende [des Weltlaufs] und das [unendliche] Zeitalter ^), das
eintreten wird am Ende der Tage, am Ende der vier
Weltreiche, während der Regierungszeit des vierten Königs,
der erstehen wird.
Der Geist Jahves hob mich empor und führte mich nach
dem Süden der Welt; dort sah ich einen erhöhten Ort,
lodern im Feuer, und kein Wesen konnte hier eintreten.
Wieder hob mich der Geist empor und führte mich nach
dem Osten der Welt; dort sah ich, wie Sterne mit einander
kämpften ohne Unterlass.
Wieder hob mich der Geist empor und führte mich nach
dem Westen der Welt; dort sah ich, wie Seelen das Gericht
erlitten unter grosser Pein, eine jede nach ihren Werken.
Damals offenbarte mir Michael das Ende [des Welt-
laufs], das eintreten wird am Ende der Tage während der
*) Ähnlich ist in SdecHons of Zäd-Sparam I, 24Z6rvan im Sinne der
zrväna akarana der Avesta, die vor der Ersohaffang der endlichen Weit,
die eine Dauer von 12000 Jahren haben wird, da war und nach ihr sein
wird, gebraucht. S. Pahkm Texts translated by West, I (1880), p. 160,
not. 1. u. Introduotion LXX. Vgl. a. Le Zend-Ävesta a. a. 0., II, 311
not. 53.
Digitized by
Google
- 62 -
Regierungszeit des Königs, der erstehen wird, mit Namen
Hrmlt, und einige haben gesagt, Trmilä wird er heissen.
Rabbi Simai hat gesagt, ha-Kesrat') wird er heissen.
Rabbi Ele'asar hat gesagt, Artaxerxes wird er heissen.
Rabbi Juda ben Betira hat gesagt, Cyrus wird er heissen.
Rabbi Simon ben Johai hat gesagt, ha-Kesrä^) wird er
heissen. Und rechtens ist, wie Rabbi Simon [entschied],
der sagte, ha-Kesrä wird er heissen.
Der letzte König in Persien wird in drei aufeinander^
folgenden Jahren gegen das römische Reich [in den Krieg]
ziehen; schliesslich wird er sich zwölf Monate lang in dem-
selben ausbreiten. Und drei Kriegshelden werden ihm ent-
gegen ziehen vom Meere; aber sie werden in seine Gewalt
überliefert werden. — Der niedrigste 2) unter den Königen,
der Sohn einer Sklavin, mit Namen Grigit [wird] ihm ent-
gegen [ziehen] vom Meere. Und das werden seine Mal-
zeichen sein, wie ihn Daniel schaute: sein Gesicht ist lang;
an seinem Vorderkopfe hat er . . . ^) ; und er ist von sehr
hohem Wuchs; und seine Füsse sind hoch; und seine
Unterschenkel sind dünn. — Und er wird in jener Zeit seine
Hand wider das treue Volk ausstrecken und er wird in
jener Zeit drei Kinege erregen.
Und alle . . . *) werden sich versammeln und sich
nach einem Orte begeben, um Häuser an sich zu reissen
und Acker zu rauben, und erschlagen Waisen und Witwen
») S. unt. p. 68 f.
') Das A^ectivum niD© ist zwar sonst im Babbinisohen nur in der
Bedeutung „wenig** belegt; jedoch ist das Subst {<nn© ^^ ^^r Bedeutung
„Niedrigkeit" wiederholt belegt. S. Levt, Neuhbr, Wb. s. v.
^) Die vorgeschlagenen Emendationen nehme ich nicht in die Über-
setzung auf, sondern lasse an den betreffenden Stellen eine Lücke in der
Übersetzung.
*) Die Bedeutungen, in denen nl^JS vorkommt, geben hier absolut
keinen Sinn ; wenn das Wort nicht etwa noch in einer uns unbekannten^
vielleicht metaphorischen Bedeutung gebraucht wurde, so müssen wir an-
nehmen, dass Textverderbnis vorliegt; es könnten aber dann nur blosse Ver-
mutungen bezüglich dessen, was der Text ursprünglich geboten haben mag^
aufgestellt werden.
Digitized by
Google
- 63 —
auf der Strasse. Aber wenn sie Busse thun werden, wird
ihnen Vergebung [zuteil] werden.
Am zwanzigsten Marheswan wird die Welt erzittern und
Himmel imd Erde erbeben.
Am zwanzigsten Kislfew wird ganz Israel betend und um
Hilfe rufend vor ihren Vater im Himmel hintreten; und an
jenem Tage wird ein Schwert herabfahren und unter die
Heiden fallen, dem gemäss wie es [in der Schrift] heisst:
,Das Schwert frisst sowohl dieses als jenes^
Am zwanzigsten Nisan wird die erste Exulantenschaft
in einer Zahl von 18000 Männern und Frauen aus Babel
herausgehen, wobei keiner von ihnen umkommen wird. Am
fünfandzwanzigsten Tisii wird die zweite Exulantenschafk,
die sich am Flusse Sabatjön befindet, in einer Zahl von
17000 herausgehen; zwanzig Männer imd fünfzehn Frauen
von ihnen werden getötet werden. Am fünfimdzwanzigsten
des achten Monais wird die dritte Exulantenschaft heraus-
gehen; sie werden weinen und Klage anstimmen um ihre
Brüder, welche getötet wurden; fünfundzwanzig Tage lang
werden sie in der Wüste Klage anstimmen, ohne inzwischen
irgend etwas zu geniessen, und werden durch das [Schöpfer-
wort], das aus dem Munde Jahves hervorgeht, am Leben
erhalten werden. Bevor die erste Exulantenschaft aus Babel
herausgeht, wird die zweite in Babel angelangt sein ; denn
[in der Schrift] heisst es: ,Winde dich und kreise,
Tochter Zions' u. s. w.
Am zwanzigsten Nisan wird der König vom Meere aufsteigen
und die Welt verheeren und erschüttern und den Tempelberg
erstürmen und ihn einäschern. — Verflucht unter den Weibern,
die ihn geboren! — Dies ist das Hom, das Daniel sah. Und
an jenem Tage wird Bedrängnis und Krieg wider Israel statt-
finden.
Den zweiten Krieg werden Demetrus der Sohn des
Poripus und Anpholipus der Sohn des Panpus mit
einer Gefolgschaft von 100000 Reitern und 100000 Fuss-
Soldaten und 100000, die zu Schiffe sein werden, führen.
Am zwanzigsten Elül wird der Messias, dessen Name Winön
Digitized by
Google
- 64 —
ist, kommen; und an jenem Tage wird Gabriel von der . . .
Stunde bis zur zehnten herabkommen und 92000 Mann von
der Menschheit töten. Am zwanzigsten Tebet werden Mks . . .
Kirtlas den dritten Krieg führen unter der Gefolgschaft aller
Provinzen, einer überaus grossen Schar, die sich von der
grossen Ebene bis Joppe imd bis Askalon ausdehnen wird.
— Und am zwanzigsten Öebat wird der Messias kommen,
und Würgengel werden herabkommen und jene ganze Menge
töten und niemand am Leben lassen.
In jener Zeit wird der Heilige, gebenedeit sei er, zu
Abraham sprechen: deine Nachkommen werden bis zur
untersten Stufe sinken — denn [in der Schrift] heisst es:
,Tief drunten vom Boden her wirst du reden^ — her-
nach aber werden sie emporragen über alle Völker — denn
es heisst: ,Jahve, dein Gott wird dich hoch über alle
Völker der Erde erhebend — Dann werden alle Völker
kommen und sich vor jedem einzelnen von Israel nieder-
werfen und den Staub ihrer Füsse lecken; denn [in der
Schrift] heisst es: ,Könige sollen deine Wärter
sei n^
Am zwanzigsten Adar wird der Messias kommen mit
einem Gefolge von 30000 Frommen; denn es heisst: ,Ge-
rechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein^ Und
wenn die Heiden solches sehen werden, so wird ein jeder von
ihnen sogleich hinschwinden, er sanmit seinen Rossen ; denn
[in der Schrift] heisst es: ,Das wird die Plage sein, mit
der Jahve all die Völker schlagen wird' u. s. w. In
jener Zeit wird der Heilige, gebenedeit sei er, zu den Heiden
sprechen: Wehe euch Gottlosen, die ihr am Ende der vier
Weltreiche [lebt], ihr alle werdet weggefegt werden von derWelt.
Dann wird ein Kor Weizen an 900 Kor tragen; und
gleichermassen wird es sich verhalten mit dem Wein und
gleichermassen mit dem Öle; und Baum für Baum wird mit
köstlichen Früchten beladen sein ; denn [in der Schrift] heisst
es: ,Ihr aber Berge Israels lasst eure Zweige
spriessen* u. s. w. Und Israel wird essen und fröhlich
sein vierzig Jahre.
Digitized by
Google
- 65 -
Hernach wird Gott Gog und Magog mit allen seinen
Kriegerscharen anrücken lassen; dann werden sich alle
Heiden versammeln und um Jerusalem zum Kampfe scharen.
Aber der Heilige, gebenedeit sei er, wird heranziehen und
gegen sie streiten. Und der Messias wird kommen, während
der Heilige, gebenedeit sei er, in seinem Beistande sein wird
[und] den Kampf mit ihnen führen wird; denn [in der Schrift]
heisst es: ,Jahve wird ausziehen und wider jene
Völker streiten wie einst, als er stritt am Tage des
Kampfes/ An jenem Tage werden die Berge erbeben imd
die Hügel erzittern, und die Mauern und Türme einstürzen.
Und der Heilige, gebenedeit sei er, wird alle Vögel des
Himmels und die Tiere der Erde versammeln, damit sie von
ihrem Fleische fressen und von ihrem Blute trinken; denn
[in der Schrift] heisst es: ,Die Raubvögel werden den
Sommer bei ihnen zubringen und alle Tiere der
Erde werden darauf überwinternd Und Israel wird
von ihren Waflfen sieben Jahre lang feuern; denn [in der
Schrift] heisst es: , . . . die Bewohner der Städte Israels
und werden feuern und heizen mit Rüstungen
sieben Jahre lang* u. s. w. Und [femer] lautet es:
,Und das Haus Israel wird, um das Land zu rei-
nigen, sieben Monate hindurch an ihnen zu be-
graben habend
Und folgende Städte werden verwüstet werden: Jericho,
Beerot, Bethoron, Susin, Malka . . ., Salam imd
Samaria, Bet Magdifel, Tyrus . . . und Lydda, . . .
und Bet Enäm, Hamat^ Sefar, Adasa, Antiochia,
Alexandria und Edom. Aber alle israelitischen Städte
werden von Feuer und Feuerengeln umfriedigt sein; denn
[in der Schrift] heisst es: ,Ich aber werde einen
Feuerwall rings um sie bilden, ist der Spruch
Jah ves^
Dann wird der jüngste Tag anheben, der an vierzig
Tagen dauern wird. Da werden die Berge und Hügel wanken
und erbeben, und die Erde wird Klage gegen die Gottlosen
erheben und sprechen, an der und der Stelle hat der und
Butten wieser, fiÜM Apokalypse I. 5
Digitized by
Google
— 66 -
der den und den totgeschlagen; denn [in der Schrift] heisst
es*. ,Die Erde wird das von ihr [eingesogene] Blut
enthüllen' u. s. w.
Elia sprach: Ich sehe, wie die Toten Gestalt annehmen,
indem ihre Staubmassen geformt werden, und sie werden,
wie sie ursprünglich waren, um Gott Preis zu spenden; denn
[in der Schrift] heisst es: ,Erkennet nun, dass ich, ich
es bin'; imd also lautet es auch in Ezechiel: ,Und ich
sah, wie Sehnen an sie kamen'; und die Engel des
Dienstes öffnen ihre Gräber und flössen ihnen ihre Seelen
ein^) . . . und richten sie auf).
Und einen jeden, der durch das Gericht für schuldig
befunden wurde, stossen sie in einen grossen Schacht, dessen
Länge 2000 Ellen, und dessen Breite 50 Ellen beträgt. Und
die Augen der Frommen werden sich an dem Sturze all derer
weiden, die nicht nach der Tora des Heiligen, gebenedeit
sei er, begehrt haben; denn fin der Schrift] heisst es: ,Sie
werden hinausgehen und sich^die Leich-
name der Männer betrachten, die von mir
abtrünnig geworden sind'.
Elia sprach: Ich sehe, wie vom Himmel Feuer und
Schwefel auf die Gottlosen herabströmt; denn [in der Schrift]
heisst es: ,Er lässt auf die Gottlosen . . ,^)
regnen*. Und der Heilige, gebenedeit sei er, wird das
Heiligtum in weite Feme von der ewigen Unterwelt rücken,
damit die Frommen nicht das Wehklagen der Gottlosen hören
und [die göttliche] Barmherzigkeit für sie erflehen — Und
sie werden werden wie solche, die nie gewesen.
Elia sprach: Ich sehe, wie Abraham, Isaak und Jakob
und alle Frommen dasitzen; und das Land vor ihnen ist mit
allerlei Arten von Leckerbissen angebaut; imd jener Baum,
*) Ähnlich findet sich v^\j auch im Arab. gebraucht, 8. Dozr,
Supplem, I, 8. V.
') Wörtlich: „und stellen sie auf ihre Füsse."
') Für c^ng) „Schlingen*' des masoiet. Textes ist jedenfalls ^ijng)
,Kohlen** zu lesen (s. die Lexica von Sieofbied-Stade und Oesenius^', s.
V. on© ^' n©
Digitized by
Google
— 67 —
den Gott bereitet hat, steht mitten im Garten, wie es [in der
Schrift] heisst: ,An dem Flusse aber sollen zu beiden
Seiten seines Ufers allerlei Bäume mit geniess-
baren Früchten wachsen; deren Laub soll nicht
welken und deren Früchte sollen kein Ende
neh^men*; und Schiffe gehen von En-Gedi bis Eglaim^),
beladen mit Besitz und Vermögen für die Frommen.
Elia, sein sei gedacht zum Guten, sprach : Ich sehe, wie
eine schöne und prächtige und grosse Stadt, erbaut, vom
Himmel herabkommt — denn [in der Schrift] heisst es:
jJerusalem, du wiedergebaute, wie eine Stadt, die
wohl zusammengefügt ist' — gebaut und vollendet; und
ihre Bevölkerung wohnt in ihr; . . . 3000 Türme und
die Distanz zwischen jedem Turme beträgt 20 Ris; . . .
jedes Ris . . . 25000 Ellen an Smaragden und Edel-
steinen und Perlen; denn es heisst: ,Deine Zinnen will
ich aus Jaspis machend
Elia sprach: Ich sehe die in ihren Schwellen errichteten
Häuser imd Thore der Frommen ; imd ihre Pforten sind aus
Edelsteinen; und die Schatzkammern des Tempels sind ge-
öffiaet ... bis zu ihren Thüren; und Gesetzeskunde
und Frieden herrscht unter ihnen; denn [in der Schrift]
heisst es: ,Und alle deine Söhne sind Jünger Jahves;'
und [femer] lautet es: ,Grosses Heil wird denen, die
dein Gesetz lieb haben;' und [femer] lautet es: ,Wie
gross ist deine Güte, die du denen, die dich
fürchten, aufgespart hast.'
^) Gemeint ist jedenfalls das Ez. 47, 10 neben En-Gedi genannte
En-Eglaim.
Zu Ende ist das Buch Elia; sein sei zum
Guten gedacht.
Digitized by
Google
X.
Der historische Hintergnmd
nnd die Entstehungszeit des Sefer Elia.
Wenn wir nach der Zeit, der unsere Apokalypse ange-
hört, und den Weltverhältnissen, aus denen sie hervorgegangen
ist, fragen, so ist uns zunächt ein tempus ad quem dui-ch
die Stelle gegeben: ^Der letzte König in Persien
vwird in drei aufeinanderfolgenden Jahren gegen
das römische Reich in den Krieg ziehen". Nach
ihr kann unsere Apokalypse nicht nach der Zeit des grossen
Krieges zwischen Chosrau Parvfez und Heraclius, des letzten
zwischen dem neupersischen und römischen Reiche, ent-
standen sein. Denn seit dem Siege des Heraclius über
Chosrau Parvdz inii Winter 627/28 und dem bald darauf er-
folgten Sturze des letzteren (29. Febr. 628) war die Macht
der Säsäniden für immer gebrochen und nicht lange nachher
erlag das säsänidische Reich in den denkwürdigen Schlachten
von Kädisija (Ende 636 od. 637) und Nehävend (640, 641
od. 642) der eben erstandenen Macht des Islam.
Ein bestimmteres chronologisches Denkmal ist uns durch
die Namen ha-Kesrat od. -Kisrat imd ha-Kesra od.
-Kisra gegeben. Beidemal haben wir es mit einem und
demselben Namen zu thun, mit dem Säsänidennamen
Chosrau und zwar mit der arabisirten Form desselben,
die Kisrä od. Kesrä lautete^), die in unserem Denkmal
mit dem präfigirten Artikel versehen ist und der im ersten
*) S. Geschichte der Perser tmd Araber zur Zeit der Säsäniden, Aus
der arabischen Chronik des Tabari Übers, und mit ausfuhrUchen Er-
läuterungen tmd Ergänzungen versehen von Th. Nöldkee (Leyden 1879),
p. 151, Anm. 1.
Digitized by
Google
— 69 ~
Falle ausserdem noch die Feminin-Endung affigirt ist, die
im Semitischen u. a. zur Bildung von Würdezeichnungen dient.
Beides dürfte seine Erklärung in der bei den Arabern „ver-
breiteten falschen Ansicht" finden^ „Kesrä sei ein allgemeiner
Titel aller persischen Könige gewesen", die dadurch entstand,
dass „die lange Herrschaft der beiden Chosrau gerade diesen
Säsänidennamen ihnen besonders bekannt gemacht hat" ^).
Die Namen n'IK'Dn u. ^<1DDn würden es daher zunächst
als ausgeschlossen erscheinen lassen, dass unsere Apokalypse
vor der Zeit Chosrau I. entstanden sein könnte. EQergegen
ist jedoch einzuwenden, dass die Stelle von 1D1t< ^ö<D^D1
an bis M2^ ö<"1DDn "^Dö<l pj;DK''"^D Pir^ni von vornherein den
Eindruck einer Interpolation macht. Denn wenn wir den
Verfasser unserer Apokalypse, der seine Weissagungen
„imter der geborgten Autorität" des Propheten Elia gehen
lässt und sie in das neunte Jahrhundert vor Chr. datirt
auch insofera aus der Rolle fallen sehen, dass er Elia auf
die G-esichte des Daniel Bezug nehmen lässt, so können wir
ihm doch kaum die Kopflosigkeit zutrauen, dass er sich für
den Namen des Königs der Endzeit auf einen Disput von
Gresetzeslehrem aus dem 2. und 3. Jhdt n. Chr. bezogen
hätte. Hierzu kommt als ausschlaggebendes Moment, dass
der historische Hintergrund, der in unserer Apokalypse mit
einer Deutlichkeit und fast ohne jede Verhüllung gezeichnet
ist, wie kaum in einer zweiten apokalyptischen Schrift, weder
auf den Krieg des Chosrau Anosarwän und dessen Nach-
folger Hormizd IV., noch auf den des Chosrau Parvez mit
Rom passt. Ich halte es für überflüssig erst die Probe hier-
auf zu machen, da wir durch eine Parallelstelle zu den
b*eiden Namen DI^CCl^p ypl2 unserer Apokalypse einerseits imd
zu der Deutung des HTJIT nnjj pp Dan 7, 8 in derselben
auf n^3^3 anderseits jedes Zweifels und jeder imsichem
Vermutung über die Zeitereignisse, welche den historischen
Hintergrund unserer Apokalypse bilden, enthoben sind.
Diese Parallelstelle liegt uns in Genesis rahba sect. 76 und
*) S. Nöldeke, Geschichte der Perser ebd.
Digitized by
Google
— 70 —
im Jalqut Schimoni zu Dan, 7. 8 (11, § 1064, f. 156«) vor.
Sie lautet:
(Jalq. NpSo) np'pD Ni^yi nn« ]y rm N^^:ipD n^m bnoD
n^m (Jalq. richtig iih:) li^: p ni (Gen. r. Var. pn'»:^3D) ]in'»:'»D
Nr.^^op) noip )D (Jalq. npyn^ö<) nnpyn'»« ö<n^D"ip ^^^'»inp ]d
(Jalq. on^plO) jnpD (Jalq. bloss HT) 'not^C cn*? IJnJlT IT (Jalq.
(Jalq. onnpl) ^Dnnipi (Jalq. ürvpS) ür^p^. „Jch betrach-
tete die Hörner genau, da war zu sehen, wie ein an-
deres kleines Hörn zwischen ihnen aufschoss:* das
ist Bar-Nas6r — ^und drei von den ersten Hörnern
seinetwegen ausgerissen wurden*: dass sind die-
jenigen, denen man die Herrscherwürde überti^agen hatte:
Macrin, und Quierus und Kardidusi."
Auf diese Notitz hat bereits längst v. Gütschmidt ^)
aufmerksam gemacht, und, da uns aus der Inschrift im
G. I. Gr. Nr, 4507 Nasor als Namen des Ahnen der Palmy-
renischen Herrscherfamilie, die unter den Wirren, welche die
Kriege Sä pur I. gegen Rom für den römischen Orient zu
Folge hatten, die Herrschaft über diesen an sich riss, hin-
länglich bekannt ist 2), mit Recht angenommen, dass llij: p,
in dem man 3) hier das Dan. 7, 8 angedeutete kleine Hörn
sah, nur Odhenat gemeint sein kann, und die drei, "p) "pD
"llpl, in denen man die drei Hörner, die vor dem kleinen
Hom ausgerissen werden, fand, dessen Gegner gemeint sein
müssen, v. Gutschmidt wollte nun in diesen drei Namen
Macrinus (= Macrianus), den in dem Fortsetaer des Dio
fr, 8, 2 genannten Carinus, in dem er einen anderen
^) In „Agathangehs^ (Ztsohr. d. deutsch, morgenl. Gesellsch. XXXI,
p. 50, Anm. 1). Da v. Gutschmidt nur die eine Quelle dieser Notiz {Gen,
r. 76) beiücksichtigt hat und Jalqut in der Schreibung der Namen von
Gen. r. variirt, so hielt ich es für angebracht, dieselbe hier noch einmal
zu geben.
^) S. A. V. Gutschmidt, Bie Apokalypse des Esra %md ihre späteren
Bearbeitungen (Zeitschr. f. wissensch. Theol. III (1860), p. 11 f. Anm. 1.)
Lbvt, Die Palmyrenischen Inschriften (Zeitschr. d. Deutsch, morgenl. Ge-
sellsch. XVIU, p. 95).
^) Die Notiz wird an beiden Stellen namenlos tradirt und gehört nicht,
wie V. Gutschmidt annahm, zu der in Gen. r. vorhergehenden Exegese des
R. Levy zu Gen. 32, IIb.
Digitized by
Google
— 71 —
Namen des Ballista vermutete, und Cyriade s sehen. Ge-
gen die Identification von ^onnip mit Cyriades spricht je-
doch, dass Cyriades längst ermordet war, bevor Odhßnat in
den Gang der Dinge eingriff*), und also überhaupt kein Gegner
Odhfenats war. Anderseits scheint es mir die Schreibung
üMi^p in Jalq, nicht zu gestatten, bei dem zweiten Namen an
den in dem Fortsetzer des Dio genannten Carinus zu denken ;
durch diese liegt es vielmehr weit näher anzunehmen, dass
kein anderer als Quietus mit diesem Namen gemeint sei,
der nach der Vertreibung der Perser durch den alten Macri-
anus und Ballista, oder, wie er auch noch genannt ist, Kal-
listos, sowie durch Odhßnat, nebst seinem Bruder Macri-
anus zum Kaiser des römischen Orients sowohl ausgerufen
wie als solcher auch anerkannt worden war (261), aber bei
Odhenat auf sofortige Gegnerschaft stiess und von ihm in
Emesa besiegt und sammt seinem Minister Kallistos hinge-
richtet wurde, nachdem sein Vater und Bruder kurz zuvor in
den in Griechenland stattgefundenen Kämpfen umgekommen
waren.
Nach all dem können wir aber auch keinen Augenblick
in Zweifel sein, dass mit dem dritten Namen ^OHHIp kein
anderer als Kallistos gemeint sein kann: die Ent-
stellung ist auch hier nicht so schlimm, als dass der ursprüng-
liche Namen nicht noch erkennbar wäre. Wir haben somit
in der in Gen. r. und Jalqut uns vorliegenden Deutung des
prophetischen Gesichtes von Dan. 7,8 auf die Erhebung des
Palmyrenerfürsten OdhSnats eine den historischen Vor-
gängen getreu entsprechende Darstellung. Sie muss
daher auch unbedingt in jener Zeit selbst entstanden
sein.
Nicht anders liegt aber auch die Sache bei unserer
Apokalypse, wo uns nicht nur auf den ersten Blick in den
beiden Namen Dlt':DTp ypü die frappante Ähnlichkeit mit
dem ersten und letzten der drei Namen in Gen. r.
^) S. H. Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit (Gotha 1883)
I, 2, p. 820. Ich folge auch in der weiteren Behandlang der Vorgänge
jener Zeit, wo ich keine besonderen Angaben mache, dessen Darstellung.
l Digitized by
i
Google
— 72 -
und Jalqut in die Augen fällt (in Di'?lC"1^p ist der Kallistos
noch deutlicher erkennbar als in ^onnip, da wir nur Trans-
position des 7 vorzunehmen und D für "1 zu setzen haben,
um diesen Namen zu erhalten), sondern wo auch mit n^J^J,
in dem der Apokalyptiker das von Daniel in seinen Gesichten
geschaute kleine Hom erkennt, kein anderer als Odhdnat
gemeint ist. Dies beweist sowohl die Bedeutung dieses
Namens, wie die Schilderung, die unsere Apokalypse von den
Kämpfen, die der Träger desselben insceniren und der
kriegerischen That, die er voUbidugen wird, gibt, die Zug
für Zug der Rolle entspricht, die Odh^nat in dem
Kriege Säpür I. gegen Rom nach der Gefangennahme
Valerians und in den durch diese im Orient ent-
standenen Verwickelungen spielte, sowie ander-
seits die Beschreibung der dem Auftreten des J^T^
vorhergehenden Ereignisse mit den Vorgängen über-
einstimmt, die sich vor dem Erscheinen Odh^nats
auf dem Kriegsschauplatz abspielten.
Ich beginne für die Beweisführung mit meiner ersten
Behauptung. P^HN wie die Form für OdhSnat auf den
palmyrenischen Inschriften lautet, ist Diminutivum von syr.
XSiV, chald. H'^N, n:T«^), welche ausser „Ohr" und „Henkel"
in beiden Idiomen auch die Bedeutung „Schlauch", „Wein-
schlauch" haben 2). Letztere Bedeutung hat auch das
im talmudischen öfters vorkommende P^rA'^)- Es leuchtet
daher ein, dass D^J'^J nichts anderes als eine beabsichtigte,
halb verhüllende, halb offenbarende Bezeichnung für
Odhenat sein kann, wie solche in der Apokalyptik gäng und
gebe sind. Dass die übrigen, geschichtlichen Personen bei
ihrem Namen genannt sind, kann nicht als gegen diese An-
nahme sprechend betrachtet werden. Denn da Odhönat als
Antichrist in unserer Apokalypse erscheint, lag bei ihm mehr
*) r-!. Th. Nöldekr, Kleinigkeiten zur semitischen Onomatologie (Wiener
Zoitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes VI (1892), p. 313).
') s. Paynk Smyth 8. V. \2)]'^ Leyy, Neuhhr. Wh. und Jastrow,
Ä dictionary of the Targumim etc. s. v. Yy\^ und fc^^isjfc^.
') s. Lety und Jastkow a. a. 0. s. v. ni;|i]| und {<p^;i^]|.
Digitized by VnOOQlC /
I
!
~ 73 —
Veranlassung vor ihn unter verhüllenden Namen zu nennen
als bei den anderen.
Gehen wir nun auf das Einzelne der prophezeiten Er-
eignisse und deren Verhältnis zu den geschichtlichen Vor-
gängen näher ein.
Die Prophezeihung beginnt danut^ dass der letzte
König von Persien in drei aufeinanderfolgenden
Jahren gegen das römische Reich zu Felde ziehen
wird und schliesslich ein volles Jahr verheerend
und plündernd dasselbe durchstreifen wird; dass
drei Kriegshelden gegen ihn heranziehen, aber,
besiegt, in seine Hände fallen werden.
nt inx HT C^^Z* Ü7\t^ lässt es ausgeschlossen sein, dass wir
es hier mit den j'iy i2?^ V^'^VA nV, den drei und einhalb
Zeiten von Dan. 7,25 zu thun haben, die seitdem für die
Erwartimg der Dauer der letzten Drangsal und Verwirrung
typisch in der apokalyptischen Litteratur geworden sind; und
spricht dafür, dass hier, wie bei l^in It^'y CJC^ HD tOC^BtT ly,
ein historisches Datum vorliegt. Bei der Lücken-
haftigkeit und mangelhaften Datirung, mit der uns die Zeit,
in die wir durch unsere Apokalypse geführt sind, überliefert
ist, lässt es sich nicht mit Sicherheit feststellen, wie oft die
Perser in den 50 er Jahren des 2. Jahrhunderts n. Chr. in
Syrien eingebrochen sind, und wie lange diese Einfalle
dauerten; aber da die erste Eroberung Antiochiens durch
Säpür I. im Sommer 256 stattgefunden zu haben scheint,
und Ende 259 oder Anfang 260 die Gefangennahme Valerians
erfolgte ^), so dürften die drei Jahre unserer Apokalyse der
ungefähren Dauer der Plünderungszüge Säpürs in Syrien,
Mesopotamien und Kappadokien nach der Eroberung Armeniens
im J. 252 od. 253, bis ihm Valerian in der Gegend von
Edessa entgegentrat, ziemlich nahe kommen. Auch das
weitere Bild, das uns unsere Apokalypse hier entwirft, steht
dem ziemlich nahe, was wir aus den historischen Nachrichten
über jene Vorgänge wissen. — Die drei Kriegshelden,
^) Vgl. ausser Schiller, a. a. 0. p. 820 f. a. Mommsen, a. a. 0. p.
430, Anni. 2.
Digitized by
Google
— 74 —
die vom Meere her^) gegen den persischen König in den
Kampf ziehen, sind Valerian mit seinen Präfecten Kal-
listos und Macrianus, deren Operationen mit der schmach-
vollen Grefangennahme Valerians endete. Nach diesem Siege
stürmten die Perser von neuem gegen die römischen Provinzen
heran und drangen auf ihren Beutezügen, ohne zunächst
auf Widerstand zu stossen, tief nach Kleinasien vor, so dass
auch der Zug „und schliesslich wird er ein Jahr lang
plündernd dasselbe durchstreifen", in den histo-
rischen Ereignissen seine Bestätigung findet.
Erst Odhenat war es, der Öäpür mit Erfolg entgegentrat
und ihn zum Rückzug nötigte. Es ist daher klar, dass
n^J^J, den unsere Apokalypse diese Aufgabe lösen
lässt, kein anderer als Odhenat sein kann. Die
Charakteristik „der niedrigste unter den Königen, der
Sohn einer Sklavin" passt ganz auf Odhfenats niedrige
Herkunft; ähnlich heisst es noch bei Ägathias IV, 24 von
ihm: dvfjQ äq)ap^g fjbkv ra nq&ra xal äyvonfSTog.
Unsere Apokalypse zählt alsdann als weitere Thaten
desselben auf: Er wird Israel („das treue Volk") durch
Krieg bedrängen und drei Kriege insceniren. In
der weiteren Ausführung dieser hier nur angedeuteten Thaten
erscheint der AngriflF auf Israel als erster dieser
drei Kriege. Auch hier befinden wir uns auf geschicht-
^) D^n ]D ♦ ♦ ♦ \hyy ist, da Valerian längst im Orient weilte,
als er Slpür entgegentrat aach hier wohl, ebenso wie die beiden folgenden
male, wo die wörtliche Interpretation sicher ausgeschlossen ist, nur in der
symbolischen Bedeutung, die es bereits Dan. 7,3 f. hat, gebraucht. Dass
diese im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. allgemein verbreitet war, beweisen
sowohl die SchoUen des Hippolytus eu Dan. 7,3 als die F. HomiUe des
Äphraates. An ersterer Stelle heisst es: „Das Meer ist ein Symbol
der Welt" (s. 0. Bardbnhrwer, Des heiUgen Hippolytus von Born Com-
mentar zum Buche Daniel, Ein liUerargeschichtlicher Versuch (Freiburg
1877) p. 83); bei letzterem „Das grosse Meer nämlich, das Daniel
sah, ist die Welt'S (s. Bert, g., Aphrahates des persischen Weisen
Hömilien, aus dem Syr. Übersetzt in: Texte und Untersuchungen etc.,
herausgegeben von 0. v. Gebhardt und A. Harnack HI. (1888), 3, p. 80):
^sa^S oJoi ^^V^t \\^. \^9 f^ h-^ (Äphraatis Sapientis Persae
Demonstrationes ed. Pahisot (Paris 1894), I Sp. 213, 10 f.)
Digitized by
Google,
— 75 -
Kchem Boden; aus jüdischen Quellen wissen wir nämlich^
dass OdhSnat auf seinem Kriegszuge gegen Öapür
Nahardea, den uralten Mittelpunkt der babylo-
nischen Juden, zerstörte.^)
Nicht minder befindet sich unsere Apokalypse in Über-
einstimmung mit den geschichtlichen Thatsachen, wenn sie in
Öigtt-Odh^nat den Urheber der beiden folgenden
Kämpfe, von denen der erste von D emetrius dem
Sohne des Poripus und Anpholipus dem Sohne des
Panpus, der zweite von Mks . . . Kirtlos geführt
wird, sieht.
Um dies zu beweisen, wie um einen Anhalt für die Er-
mittelung der beiden ersten Namen zu gewinnen, müssen wir
nochmals eingehender auf die schon berührten Vorgänge
zurückkommen, die die Erklärung und Anerkennung des
jungen Macrianus und des Quietus zu Kaisem des Ostens zu
Folge hatten.
Diese Herrschaft traf bei Odhfenat auf ernsten Wider-
stand, der sich als offizieller Vertreter des Kaisers Gallienus
im Osten gegen dieselbe erklärte. Seine Gegnerschaft hatte
zur Folge, dass der alte Macrianus und Kallistos, deren
Werk die Erhebung des jungen Macrianus und Quietus war,
sich entschlossen, nicht nur im Orient den Kampf tun die-
selbe zu führen, sondern auch sofort den Offensivkrieg gegen
Gallienus in Europa zu unternehmen. „Die Armee wurde
geteilt, Quietus und Kallistos blieben im Orient, v^ den
Kampf gegen Odh^nat zu führen, während der alte Macrianus
mit seinem jüngeren Sohne und ungefähr 30000 Mann nach
Europa hinüberging." Dort „kam es in Griechenland zu un-
erklärlichen Kämpfen", in denen schliesslich nach den einen
Nachrichten dem Macrianus der kaiserliche General Aureolus
entgegentrat, während er nach F. Gall. 2, 5 — 7 seine Truppen
unter der Führung eines Domitianus gegen ihn kämpfen
') s. Grätz, a. a. 0. 489 f.
Solle in dem überaus auffälligen ISIIK'I t^lp ^2H "IH hv N31 das
Wlp ^2)i in etwa nur symbolische oder verhüllende Bezeichnung für diese
Metropole der babylonischen Judenheit sein?
Digitized by
Google
"- 76 —
liess^); in diesem Kampfe kam es zu einer Meuterei und
Macrianus selbst sammt seinem Sohne wurde von den Soldaten
erschlagen. y,Als diese Nachricht in den Osten gelangte,
begann auf öallienus* Befehl Odhenat, vielleicht von Aureolus
mit Truppen unterstüzt, den Kampf gegen Quietus und
Kallistos, schloss ersteren in Emesa ein und Hess ihn nach
der Eroberung der Stadt sammt seinem Minister töten.''
Wir ersehen aus dieser Darstellung einerseits den inneren
Zusammenhang zwischen diesen Kämpfen, anderseits wie
der Widerstand , dem die Herrschaft des Macrianus und
Quietus bei Odhönat begegnete, Veranlassung und Ursache
derselben war. Da es nun nach ünsem früheren erbrachten
Beweisen so gut als gesichert betrachtet werden kann, dass
Dl^t^T^P Entstellung aus „Kallistos" ist, so sind wir
wohl auch berechtigt, in dem an dritter Stelle von imserer
Apokalypse geschilderten Krieg den von Odh^nat nach
der Ermordung des alten und jungen Macrianus
gegen Quietus und Kallistos geführten Kampf zu
sehen. Ich glaube daher, dass unser Text für ypü ur-
sprünglich DIJ^IpD p DltO^p und vor Dl^ßOl^p noch
ein 1 las; femer dass die Namen DIICO^CT und DID^^IDi«
für Entstellungen aus Domitianus und Aureolus zu
halten sind, und so die von diesem gegen den
alten und jungen Macrianus geführten Kämpfe als
identisch mit dem in unserer Apokalypse an zweiter
Stelle geschilderten Krieg zu betrachten sind.
Wenn im Anschluss an diesen Kampf bereits von einem
Erscheinen des Messias in Begleitung Gabriels die Rede ist,
und dessen Eingreifen die erlittenen Verluste zugeschrieben
werden, so ist das wohl nicht anders zu beurteilen, als wie
wenn 2 Kö. 19. 35 und Jes. 37 , 36 die Katastrophe, durch
die das Heer des Sanherib an der ägyptisch-palästinischen
Grenze vernichtet wurde, auf das direkte Eingreifen des
Engels Jahwes zurückgeführt wird 2).
*) Vgl. ausser Schiller, a. a. 0. p. 835, Anm. 7 a. Tillemont, Histoire
des Empereurs, Tom. IIL V, Gallien, § 10, p. 190.
*) Hierin dürfte wohl die einfache Erklärung für den so auffälligen
Digitized by
Google
— 77 —
Neben diesen kriegerischen Ereignissen spricht unsere
Apokalypse noch von einem Erdbeben, das in jener Zeit
stattfinden wird. Auch dafür liegt uns die geschichtliche
Bestätigung V. Gall. 5 vor, wo aus dem Jahre, in dem
Macrianus und seine Söhne geschlagen wurden,
auch von einem furchtbaren Erdbeben berichtet
wird, das besonders Asien sehr mitnahm^). Und
wie es in unserer Apokalypse heisst, dass daraufhin ganz
Israel zum Bittgebet sich versammeln wird, so lesen wir
auch dort: pax igitur deüm quaesita inspectis Sibyllae
libris factumque Jovi Salutari ut praeceptum fuerat
sacrificium.
Hiermit hätten wir ermittelt und festgestellt, inwieweit
wir es in unserer Apokalypse mit vaticiniis ex eventu
zu thun haben. Mit der auf die Darstellung der
durch Grigit-Odhenat inscenirten Kämpfe folgenden
Schilderung wird der geschichtliche Boden ver-
lassen und beginnen die Zukunftsweissagungen.
Zu diesen gehört auch die der Darstellung dieser
Kämpfe vorhergehende Schilderung von der Rück-
kehr der Exulantenschaften.
Nachdem wir oben so den Krieg Säpür I. gegen Kom
V. 256 — 60 und die durch diesen verursachten orientalischen
Wirren des Jahres 261 als historischen Hintergrund unserer
Apokalypse erkannt haben, bleibt noch ein Punkt zu erledigen
übrig. Man könnte nämlich erstaunt fragen, wie kommt es
dann, dass nicht auch der Name Öäpür in unserer Apokalypse
genannt ist? Diese zunächst auffällig erscheinende That-
sache dürfte sich aber auf einfache Weise erklären lassen.
NöLDEKE hat nachgewiesen 2), dass Hormizd I. als
Prinz in den Römerkriegen seines Vaters,
Zug unserer Apokalypse von dem wiederholten Erscheinen und Kampfe
des Messias zu sehen sein.
*) s. Clinton, Fasti Bomani, I. p. 288.
^) In Geschichte des ArtachMr i JPapakcm, aus dem Fehlem übersetzt^
mit Erläuterungen und einer Einleitung versehen (Beiträge z. Kunde der
indogermanischen Sprachen IV (1878), p. 69, Anm. 1) und in seiner Über-
setzung von Tabari's Sasanidengeschickte p. 93, Anm. 2.
Digitized by
Google
— 78 ~
in welchen ersieh wahrscheinlich den Bei-
namen „der Kühne" erworben, eine Rolle
gespielt haben muss, und in dem Odomastes bei
Treb. PoU. XXX Tyr. (wofür er Oromastes liest), um
mit den Worten von v. Gtutschmidt ^) zn sprechen, „scharf-
sinnig den späterenKönigHormizdI. erkannt;
wodurch ein überraschendes Licht über die mit dem völligen
Stillschweigen über seine Thaten gewaltsam contrastirende
Berühmtheit verbreitet wird, deren er sich in der einheimischen
Überlieferung erfreut". Hierfür scheint uns in unserer
Apokalypse eine wertvolle zeitgenössische Bestätigung vor-
zuliegen ; denn n*?Din ist wohl gleichfalls kein
anderer als Hormizd^). — Vielleicht ist daher auch
N^^Din als Entstellung seines mit seinem Beinamen ver-
bundenen Namens zu erklären.
Durch diese historische Anspielungen ergibt sich aber
auch die Datirung des Sefer Elia von selbst; denn da die
vaticinatio post eventum mit dem Kriege OdhSnats gegen
Quietus und Kallistos aufhört, und weder von dem erneuten
Einfall der Goten und Sarmaten in Kleinasien noch von der
Erneuerung des Krieges zwischen Odhfenat und den Persem in
demselben die Rede ist, so m u s s das Sefer Elia un-
mittelbar nach diesem Kampfe geschrieben
worden sein.
Ferner ist es klar, dass dasselbe im Orient ent-
standen sein muss, da die gleichzeitigen Kriege und
Wirren, die sich im Occidente abspielten, mit keinem Worte
angedeutet werden. Die Vertrautheit des Verfassers mit den
örtlichen Verhältnissen Palästinas, wie sie die Liste der
Städtenamen zeigt, scheint dafür zu sprechen, dass er in
Palästina schrieb.
^) Bemerkungen zn Tabari's Säsänidengeschichte, übers.
V. Th. Nöldeke (Zeitschr. v. deutsch, morgenl. Gesellsch. XXXIV, p. 728).
•) Ob der Text ursprünglich nTD*in od- "ITDIPI oder auch nur |Oin»
^« f
welches der gewöhnlichen arab. Form j^j^ entsprechen würde, las, und n
als Dittographie von p des folgenden Wortes zu betrachten wäre, kann
natürlich nicht entschieden werden.
Digitized by
Google
. — 79 —
Als dann unter den Erregungen der Perserkriege Chos-
rau I, oder Chosrau 11. die Zeit wieder ganz dazu angethan
war, um die Hofinung und den Glauben an das bevorstehende
Ende der Welt zu erwecken, und man in diesen Kriegen die
im Sefer Elia geweissagten Ereignisse zu erkennen glaubte,
wurde dasselbe mit dem Zusätze ^ND^D '"1
1D1N bisIDir NIDDPi -IDNI ]^yü\r; 'ID n^t^ni ver-
sehen.
Digitized by
Google
Anhang.
Für diese Entstehungszeit des SeferElia sprechen aber
auch, wie der 2. Teil meiner Untersuchung beweisen soll,
die in ihm entwickelten Gedankenreihen, wie seine Stellung
innerhalb der Sagenentwickelung, vor allem aber auch sein
Verhältnis zu der eschatologischen Darstellung bei Lac-
t a n t i u s. Auch dies Verhältnis kann nur im Zusammen-
hang mit jener Untersuchung behandelt werden, zumal da
ich mich bei diesem Punkte mit der von Bousset entwickelten
Theorie über die Entstehung des „Doppelbildes vom
Antichrist''*) auseinanderzusetzen haben werde.
Da ich jedoch auf dieses Verhältnis in dem vorliegenden
Teüe bereits Bezug genommen habe*) möchte ich hier die
weiteren Beziehungen zwischen Lactantius und dem
Sefer Elia nur kurz skizziren und mit ein paar vorläufigen
VTorten bei demselben verweilen.
Lactantius schildert zunächst, wie ein h o s t i s
potentissimus ab extremis finibus plagae
septentrionalis orietur und die Herrschaft über
Asien an sich reisst VII. 16. Diesem tritt alsdann der Anti-
christ entgegen, über dessen Herkunft es heisst : orietur
e Syria VII, 17. Die Ähnlichkeit mit der Darstellung des
Sefer Elia ist unverkennbar. Und wie in unserer Apokalypse
von 0- ig i t geweissagt wird : i^littn znp ^3Ü in hv NS'i u. Tnyi
ICW cy hy CV3 IS ll^ ni^tr^» so bei Lactantius von „alter rex
orietur e Syria" : tunc eruere templum dei cona-
bitur et iustum populum persequetur ibd.
a. a. 0. p. 52. 120 ff.
•) 8. ob. p. 18 f.
Digitized by
Google
— 81 —
Dieses dem Appellativum ]DXj DV unserer Apokalypse für
„Israel" genau entsprechende „iustum populum" bei dem
christlichen Schriftsteller Lactantius lässt klar erkennen, dass
er entweder das Sefer Elia als Quelle be-
nutzte oder eine andere jüdische Quelle die
gemeinsame Vorlage beider war*).
Nicht minder deutlich spricht auch ein anderer beiden
gemeinsamer Zug. Es ist dies der Zug von dem wieder-
holten Erscheinen und Kampfe des Messias. Denn während
die Entstehung desselben im Sefer Elia völlig durchsichtig
und deutlich erkennbar ist, ist er bei Lactantius bereits fest-
stehendes Traditionsgut geworden und dahin umgedeutet, dass
der Antichrist viermal den Kampf gegen Christus erneuern wird,
bis er endlich beim viertenmale völlig besiegt und überwunden in
die Gewalt Christi fällt. (Antichristus . . . contra
verum dimicabitet victus effugiet et bellum
saepe renovabitet saepe uincetur, donec
quarto proelio confectis omnibus impiis
debellatus et captus tandem scelerum suor um
luat p e n a s Vil. 19). Es kann daher kein Zweifel darüber
bestehen, wo wir die Quelle für diesen Zug zu sehen haben.
Endlich ist noch die Übereinstimmung zwischen
Lactantius und dem Sefer Elia in der Darstellung des Kampfes
des Gog und Magog am Ende des messianischen Zeitalters, und
der daran sich anschliessenden Schilderung des jüngsten
Tages zu nennen (VII, 26 bei Lact).
All diese Züge sind bei Lactantius combinii't mit
anderen Traditionen der Sage.
*) Eine bis jetzt noch offen gelassene Frage ist nämlich, ob wir es
bei unserem Sefer Elia mit dem Originalwerk zu thün haben, oder ob dieses
nicht ursprünglich syrisch abgefasst war, und unsere Apokalj'pse eine mehr
oder minder vollständige Übersetzung aus demselben wäre. Auch dieser Frage
werden wir im 2. Teil unserer Untersuchung in Zusammenhang mit dem
zu erörternden Verhältnis des Sefer Elia zu den ihm verwandten escha-
tologischen Darstellungen und unter nochmaliger Heranziehung der schon
behandelten sprachlichen Erscheinungen unseres Denkmales näher zu treten
haben.
Digitized by
Google
— 82 —
Zum Schluss möchte ich endlich noch einen Punkt der
erst nach dem 2. Teil unserer Untersuchung möglichen Aus-
einandersetzung mit Bousset u. Gunkel andeuten.
Wir haben schon einmal gesehen ^), wie Bousset und
Gunkel auf falsche Fährte gelangt sind, dadurch dass sie
den deductiven Weg einschlugen, von allgemeinen Gesetzen
und Voraussetzungen in die Einzeluntersuchung einzutreten,
anstatt die umgekehrte exaktere Methode zu befolgen, mit
der Untersuchung im Einzelnen zu beginnen, um von da
allmälich zum besseren Verständnis .und Einblick in das
Ganze zu gelangen. Auf nicht minder falschen Spuren
werden wir Bousset bei der schon erwähnten von ihm ge-
gegebenen Erklärung für die „Verdoppelung der Anti-
christgestalt" in den eschatologischen Darstellungen des
Commodian, Lactantius u. Martin v. Tours 2)
begegnen. Denn wir werden später sehen, dass das Novum
in der Sagenbehandlung bei den genannten nicht aus einer
Verschmelzung einer älteren Sagenauffassung mit einer
jüngeren Entwickelung derselben zu erklären ist : vielmehr
Neuansätze in der Sagenbildung sind, die
sich um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.
durch'die veränderte C o n s t ella ti on der
p li ti s c h e n V e r hält ni s s e , wiesiedas Auf-
kommen der Sä-sänidenmacht unter Ar-
dasir I. u. §ä,pür I. zur Folge hatte, zunächs,
in j ü di s ch en Kreisen herausgebildet haben,
und von da ihrenWeg in die eschatologische
Litte ratur der Kirche fanden.
^) s. ob. p. 58.
^) Es ist übrigens incorrect, das charakteristische der eigenartigen
Sagenbehandlung, wie sie uns bei diesen dreien entgegentritt, hierin sehen
zu wollen. Denn bei näherer Prüfung wird sich später ergeben, dass ein-
mal bei dem scheinbar Gleichmässigen eine grosse Verschiedenheit in der
Darstellung zwischen Lactanz und Commodian besteht, und dass ferner die Be-
zeichnung „Verdoppelung der Antichrist-Gestalt" oder „Doppel-
bild des Antichrist" streng genommen nur auf Commodian passt.
- Druck von Max Sohmersow vorm. Zahn & Baendel, Kirchhain N.-L.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
V*
^
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google